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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [23381]
Gemäldeepitaph Michael Weise (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Gemäldeepitaph Michael Weise

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Das Epitaph gehört zu den größten und prächtigsten des Zittauer Bestandes. Dabei wurde die antikisierende Architekturgliederung, die die Epitaphe bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts prägte, leicht verändert. So hat dieses eine zweigeteilte Mittelzone. Der untere Bereich gliedert sich in Sockelzone, Mittelteil und Architrav, doch wurden die flankierenden Säulen oder Pilaster hier durch zwei vollplastische Figuren ersetzt. Mose mit den Gesetzestafeln und Aaron in der Kleidung eines Hohenpriesters verweisen auf das Alte Testament. Auch inhaltliche Abweichungen sind zu beobachten: Erstens wurden die Inschriften und Bildbeschriftungen (mit Ausnahme der deutschen Memorialinschrift) in lateinischer und nicht in deutscher Sprache verfasst, wie es in Zittau üblich war, und zweitens wurde die biblische Bildszene in der Mitteltafel durch eine ungewöhnliche Bildkompilation ersetzt. Jesus und Maria halten ein rotes Schild mit den Arma Christi, das von einer üppigen Helmzier überragt wird, die in einer segnenden Hand mündet. Oben und unten zu den Seiten befinden sich die Symbole der vier Evangelisten, oben in den Zwickeln die Propheten Jesaia und Daniel, unter dem Wappenschild das Lamm Gottes, das Blut in einen Kelch vergießt. Diese Komposition verkündet komplexe theologische Zusammenhänge, auf die auch die lateinischen Beschriftungen und Bibelzitate hinweisen. Als alttestamentliche Vorprägung (Präfiguration) des Kreuzestodes Jesu Christ wurde in der oberen Zone die Erhöhung der Ehernen Schlange dargestellt. Der inhaltliche Bezug ergibt sich aus dem Johannesevangelium, indem die Erhöhung der Schlange mit der Erhöhung des Menschensohns am Kreuz verglichen wird (Joh 3,14). Das obere Bild ist von reichem Rollwerk umgeben. Drei Engel bekrönen das Epitaph. Die beiden Engel neben dem oberen Bild halten ihre Hände betend empor, während der Engel in der Mitte möglicherweise ein Attribut in den Händen hielt, das jedoch verloren gegangen ist. Der Erzengel Michael im unten abschließenden Medaillon ist ein Verweis auf den Auftraggeber – Michael Weise. In der Sockelzone der unteren Bildtafel ist die Familie Weise unter dem Kruzifix abgebildet. Zu sehen sind Michael Weise, zwei Söhne, die Ehefrau Dorothea, drei Töchter, die 1615 am Leben waren, sowie zwei verstorbene Töchter. Die Memorialinschrift unter dem Hauptbild benennt, dass Michael Weise 1620 starb, während seine Ehefrau erst 1638 verschied. Demzufolge muss die Beschriftung nachträglich erfolgt sein. Der Künstler des Epitaphs kannte die lateinische Sprache und Schrift; die Texte sind ihm vielleicht von dem gebildeten Notar vorgegeben worden. Interessant ist auch die Kenntnis des Hebräischen, die vielleicht auf eine Mitarbeit eines Theologen bei der Konzeption des Epitaphs hindeutet.
Zur Person/Familie: Der Zittauer Notar Michael Weise ließ das Epitaph 1615 für sich und seine Frau Dorothea zu Lebzeiten errichten. Die Memorialinschriften wurden dann nachträglich ergänzt. Michael Weise starb am 2. November 1620 mit 43 Jahren. Er wurde demnach 1577 geboren. Seine Ehefrau Dorothea überlebte ihn um 18 Jahre. Sie wurde 1578 geboren und starb am 7. April 1638. In der Häuserchronik findet sich kein passender Eintrag.
Kommentar: Sowohl hinsichtlich der ikonographischen Komplexität als auch der künstlerischen Ausführung sticht das Werk heraus. Die Malerei fällt durch die kräftige Farbgebung mit intensiven Lokalfarben und die recht harte Konturierung auf, die an mittelalterliche Gemälde denken lassen. Unter den zahlreichen erhaltenen Zittauer Epitaphien des frühen 17. Jahrhunderts gibt es keine Verwandten. Auch wenn die Arma Christi als Attribute in der neuzeitlichen Epitaphienkunst durchaus eine Rolle spielen, konnte bisher noch kein Vergleichsbeispiel für eine in einem Wappen konzentrierte Anordnung als Zentrum eines Mittelbildes festgestellt werden. Auch diese erinnert an mittelalterliche Vorbilder. Solche sind in Zittau interessanterweise vorhanden: Im Chorraum der Zittauer Kreuzkirche gibt es eine entsprechende Wandmalerei, die anregend gewirkt haben könnte. Herausragend ist die Verwendung von Skulpturen anstatt von Säulen zur Flankierung des unteren Bildfeldes. In den Entwürfen für Epitaphien von Cornelis Floris gibt es Beispiele dafür, aber nicht mit der ikonographischen Auswahl Mose und Aaron. Die Skulpturen weisen eine ausgeprägte Handschrift auf, die sich besonders in den prägnanten Gesichtern mit ihren kräftigen Mund-Nasen-Partien und durch die großen Augen abzeichnet. Die Ziertechniken finden sich dagegen bei zahlreichen Epitaphien, allerdings weniger in der reichen Verwendung.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung, Metallelemente (Ringe der Löwen) / Blattmetallziertechniken: Vergoldung, Versilberung, grüne und rote Lüsterung auf Silber Ziertechniken Malerei: schwarze, lila und weiße Marmorierung, Weißfassung, Ornamente, Stricheltechnik, Punktetechnik, Schattenlinie, Illusionsmalerei Plastische Ziertechniken: Gravur

Maße

Länge
345 cm
Breite
140 cm
Höhe
35 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 437ff
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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