Darstellung/Ikonographie: Das Epitaph war Teil der Emporenbrüstung der Zittauer Frauenkirche und gehört zu einer Gruppe ähnlich gestalteter Tafeln. Die schmuckreiche Rahmung ist durch eingezogene Ecken gekennzeichnet. Das Erscheinungsbild wird durch die schwarze Fassung des Rahmens mit goldenen Ornamenten geprägt, wie sie seit der Jahrhundertmitte in Zittau üblich wurde. In der Mitte des Gemäldes befindet sich ein ovales Bildfeld. Dieses zeigt Christus im Garten Gethsemane, wie er von einem Engel den Kelch des Leidens empfängt, während Petrus, Jakobus und Johannes schlafen. Links und rechts des Mittelbilds sieht man die Familie, an die mit dem Epitaph gedacht wird. Die Familienmitglieder knien in einem illusionistisch dargestellten Raum, der von Säulen umgeben ist. Die Fußbodenfliesen deuten ebenso wie der über den Raum gespannte Vorhang eine Bildtiefe an. Die Memorialinschriften sind nicht mehr über den Familienmitgliedern angebracht, sondern in der unteren Zone. Dargestellt sind links die beiden Ehemänner von Margarete, geborene Melbitz. Auf den Lehrer Michael Rittner, den ersten Ehemann, der 1632 verstarb, wird in der beigefügten Memorialinschrift hingewiesen. Neben ihm knien der zweite Ehemann Hans Sieber sowie zwei Söhne. Rechts außen ist die Ehefrau Margarete Melbitz zusammen mit sechs Töchtern abgebildet. Zwei Töchter starben als Säuglinge. Die beigefügte Memorialinschrift wurde vor ihrem Tod angebracht, denn im Text wurden die Angabe des Todesjahrs und des Todestags freigelassen. Zum Emporenbild gehört ein Konsolbrett (Inv-Nr: 23385) mit weiteren Inschriften.
Zur Person/Familie: Der erste Ehemann Margarethe Melbitzes, Michael Rittner, war ein Bruder Bartholomäus Rittners. Michael Rittner war Lehrer und wohnte in der Fleischergasse (Reichenberger Straße). Er hatte gemäß der Häuserchronik jedoch den großväterlichen Bierhof auf der Neustadt 25 geerbt. Er war verheiratet mit Margarethe, die nach seinem Tod ein zweites Mal heiratete.
Kommentar: Die Rahmung des Epitaphs mit der schwarzgoldenen Polychromie dürfte aus der Werkstatt des George Bahns stammen, während die recht qualitätvolle Malerei möglicherweise Friedrich Kremsier schuf. Er nutzte als grafische Vorlage einen Kupferstich von Jacob Matham nach Taddeo Zuccari von 1615.
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