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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [23418]
Inschriftenepitaph Dorothea Juliana Hertzog (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Kersten Kühner (RR-R)
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Inschriftenepitaph Dorothea Juliana Hertzog

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Das Epitaph aus der Klosterkirche umfasst eine Schrifttafel und eine üppige barocke Rahmung, verbunden mit fünf großformatigen Skulpturen. Die Schrifttafel ist eine schwarz lackierte kupferne Platte, auf der mit Hilfe von Nieten Buchstaben und Wortteile aus dünnem Messingblech befestigt wurden. Die Inschrift in deutscher Sprache erinnert an Dorothea Juliana Hertzog (1661–1723), eine Tochter des kurbrandenburgischen Amtskammerrats und ersten Breslauer Residenten Johann Christian Schmeiß von Ehrenpreißberg. Er war der ältere Bruder von Gustav Friedrich Schmeiß von Ehrenpreißberg, dem gemeinsam mit seiner Frau, ihrem ersten Ehemann Melchior Caspar Winckler sowie seinem ersten Sohn Johann Friedrich ein eigenes Gedächtnismal in der Klosterkirche gewidmet ist. Dorothea Juliana heiratete in erster Ehe den Bürgermeister Albert Gierisch und in zweiter Ehe Johann Ernst Hertzog, den Pastor Primarius der Zittauer Hauptkirche St. Johannis. Die Inschrift nennt außerdem den Predigttext der Leichenpredigt, einen Vers aus der Offenbarung des Johannes (Offb 7,13–14). Die Schrifttafel ist von einer barocken Architekturrahmung umgeben. Das in der Mitte aufgewölbte Gebälk wird von zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen. In der Mitte ist das Wappen der Familie Schmeiß von Ehrenpreißberg angebracht. Über dem Gebälk folgt ein gesprengter Giebel. Auf den seitlichen Giebelanschwüngen sitzen zwei weibliche Gestalten, die wohl als Allegorien zu deuten sind. Das mittlere Giebelsegment wird von einem Engel bekrönt, der sich in ausgreifender Bewegung nach unten wendet. In der reich gestalteten Sockelzone sitzt auf einem Gesims ein geflügelter bärtiger Mann mit Sanduhr und Sense. Hier handelt es sich um Chronos, die Allegorie der vergänglichen Zeit, und damit um eine Darstellung des Todes. Seitlich sind Konsolen ausgebildet. Über diesen erheben sich zwei weitere weibliche Gestalten. Die linke Frau trägt einen Anker und kann daher als Allegorie der Hoffnung angesprochen werden. Die rechte Allegorie könnte nach Cornelius Gurlitt (1907, S. 55) die Sehnsucht verbildlichen.
Zur Person/Familie: Dorothea Juliane Schmeiß von Ehrenpreißberg wurde Heiligabend 1661 in Breslau geboren. Ihr Vater Johann Christian Schmeiß von Ehrenpreißberg hatte Dorothea Rosenhain aus dem bedeutenden Bautzener Geschlecht geheiratet. Nach seinem frühen Tod heiratete ihre Mutter in zweiter Ehe den Bautzener Arzt Dr. Christian Vollhardt, kurfürstlich-sächsischer Leibmedikus und oberlausitzischer Landphysikus, mit dem sie fünf Töchter und zwei Söhne zeugte. Sie starb am 7. September 1716 im Alter von 74 Jahren und wurde in der Zittauer Klosterkirche beigesetzt. Von ihr existiert auch heute noch ein Sandstein im Kreuzgang der Klosterkirche. 1680 zog Dorothea Juliane von Bautzen nach Zittau in das Haus ihres Onkels Gustav Friedrich Schmeiß von Ehrenpreißberg. Vier Jahre später hielt der Zittauer Bürgermeister Albert Gierisch (1621–1699) um ihre Hand an. Er war vierzig Jahre älter (für ihn die dritte Ehe), trotzdem verbrachten die beiden laut Epitaphieninschrift noch vierzehn Jahre glücklich, wenn auch kinderlos, gemeinsam. Sie bewohnen den Bierhof auf der Budissiner Gasse (Bautzner Straße 9). Drei Jahre nach Gierischs Tod heirateten sie und Magister Johann Ernst Hertzog (1654–1715). Hertzog war seit 1696 Pastor Primarius an der Zittauer Hauptkirche St. Johannis und seit zwei Jahren selbst Witwer. Er zog mit seinen elf Kindern in die geräumige Bautzener Gasse 9. In seinen letzten Jahren litt Hertzog an einem Tumor und erblindete. Als er starb, verkaufte die Witwe den Bierhof Bautzener Gasse 9 an ihren Stiefbruder Johann Christian Vollhardt. Sie zog sich in den Bierhof auf der Kohlgasse (Johannisstraße 6), zurück. Kurz vor ihrem Tod am 7. März 1723, erwarb sie noch das Haus auf der Schrötergasse (Schulstraße 1). Beide Häuser wurden nach ihrem Tod von zwei ihrer Halbschwestern, ebenfalls Witwen, übernommen. Die Ehen von Dorothea Juliane blieben kinderlos. Zu Lebzeiten hatte sie sich als wohltätige Stifterin erwiesen und sich u. a. neben Christian Weise und Martin Grünwald für die Errichtung eines neuen Waisenhauses eingesetzt, das 1701 eingeweiht wurde. Außerdem hatte sie eine Stiftung zugunsten von Witwen von Predigern und Gymnasiallehrern errichtet, eine andere förderte Stadtgeistliche, eine weitere, die „Herzog-Vollhardtsche Brandadjutenstiftung“ half Verwandten, die durch eine Brandursache finanziell in Not geratenen waren. In der Christian-Weise-Bibliothek befinden sich zwei Leichenpredigten sowie Trauergedichte (Leichenpredigten ZI 71/1848 318 und ZI 71/1849 75, Trauergedichte ZI 71/1849 73/74).
Kommentar: In seiner Gestalt, der Materialverwendung (Kupfertafel!) und seinem Programm mit bekrönenden und flankierenden Tugendgestalten erinnert das aufwendige Epitaph an das fast gleichzeitige Epitaph Körner aus der Kreuzkirche (1729).

Material/Technik

Holz, Kupfer / polychrome Fassung

Maße

Länge
200 cm
Breite
120 cm
Höhe
10 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 544f
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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