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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [7569]
Inschriftenepitaph Bartholomäus Denicke (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Inschriftenepitaph Bartholomäus Denicke

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Bartholomäus Denicke hatte bereits 1615 ein Epitaph gestiftet. Nach seinem Tod wurde in der Zittauer Frauenkirche ein zweites Epitaph angebracht. Es unterscheidet sich deutlich von älteren erhaltenen Epitaphen des Zittauer Bestandes, denn es enthält keine biblische Bilddarstellung und auch kein Familienbildnis. Stattdessen ist die gesamte Mitteltafel mit einer lateinischen (!) Inschrift gefüllt. Auch in der Gestaltung ist ein Bruch zu erkennen, denn hier wurde auf eine antikisierende Architekturgliederung verzichtet. Die bisher typischen Elemente wie Sockelzone, Säulen oder Pilaster, Gesimse und Architrav fehlen. Die künstlerische Umsetzung des betont schlichten Epitaphs ist dennoch von guter Qualität und sehr durchdacht. Die Hausmarke Denickes – die Lilie – findet sich in der Bekrönung. Elemente der Lilie werden auch in der Rahmung als Dekor aufgegriffen. Die lateinische Inschrift ist dem in Spandau geborenen Bartholomäus Denicke (1573–1653) und seinen Ehefrauen Anna Rodochs und Dorothea Kühne gewidmet. Die leeren Felder oberhalb und unterhalb der Schrifttafel wirken so, als ob sie ebenfalls Inschriften aufnehmen sollten. Jedoch haben dort nie Inschriften gestanden.
Zur Person/Familie: Von Bartholomäus Denicke sind zwei Epitaphe überliefert, ein weiteres ließ er kurz vor seinem Tod 1653 setzen (das Vorliegende). Denicke stammte aus Spandau, heute ein Stadtteil Berlins. Sein Vater Georg Denicke war dort Ratsherr (Senator), seine Mutter hieß Barbara Schulze. Bartholomäus Denicke schlug eine Verwaltungslaufbahn in Zittau ein, wurde 1615 in den Rat gewählt, später erhielt er den Vorsitz des Stadtgerichts. Bartholomäus ließ eine Leichenpredigt für seine verstorbene Ehefrau erstellen, die sich in der Christian-Weise-Bibliothek erhalten hat. Anna Rodochs ist die Tochter des Bürgermeisters David Rodochs (1532–1603). Dessen Mutter war Margarethe Krolaufft (1510–1584), Tochter des Bürgermeisters Michael Krolaufft des Älteren. Dessen Großmutter Agnes Lankisch (verheiratet mit Gregor Rodochs [1473–1537]), war die Schwester des Bürgermeisters Wenzel Lankisch (gest. 1537). Insofern hat Denicke in ein weitreichendes Familiennetzwerk eingeheiratet, als er 1595 Anna Rodochs zur Frau nahm. Diese war zu diesem Zeitpunkt bereits verwitwet. Ihr erster Ehemann war Gregor Arnsdorf, von 1560 bis 1591 Ratsmitglied, der um 1592 oder 1593 gestorben war. In der Sockelzone des Epitaphs Inv-Nr: 23380 abgebildet sind zudem rechts und links jeweils zwei noch lebende Söhne und Töchter und zwei verstorbene Söhne, von denen einer, David Denicke, Jurist wurde und an den Hof des Herzogs von Braunschweig- Lüneburg ging, später wirkte er als Kirchenlieddichter in Hannover. Eine Tochter, Anna Maria, hat sich mit Bartholomäus oder Andreas Wintziger verheiratet. 1599 und 1611 starben jeweils zwei Kinder, allerdings sind die letzteren im Epitaph nicht mit roten Kreuzen versehen. In der Stadtchronik von Zittau ist 1599 von einer großen Seuche sowie 1611 von der „Hauptkrankheit“ (Gehirnentzündung, womöglich Typhus) und Pest die Rede (Chronik Zittau S. 248 bzw. 269). Denicke besaß einen Bierhof am Ring (Markt 11), sowie ein Gartengrundstück an der Lemmergasse (Komturstraße). Laut der Stadtchronik (S. 285) war er 1620 Hauptmann des Weberviertels.
Kommentar: Ornamentale Details, besonders der Bekrönung stimmen mit dem Epitaph Lontzer (Inv-Nr: 7577) von 1627 überein. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Epitaph Denicke bereits früher entstand. Epitaphien mit Weißfassung der Architektur gibt es um 1650 in Zittau sonst nicht mehr.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung / Blattmetallziertechniken: Vergoldung, Versilberung, Lüsterung auf Silber Ziertechniken Malerei: Weißfassung, blaue monochrome Fläche

Maße

Länge
183 cm
Breite
123 cm
Höhe
42156 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 465
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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