Dieses Gemälde ist das Wandbild mit der wohl tiefsten Gefühlswirkung in der Albrechtsburg, weshalb es heutzutage auch den festlichen Rahmen für standesamtliche Trauungen in dieser Stube abgibt. Der Künstler verlegte die Handlung in einen geschickt in die Tiefe gestaffelten Straßenraum. Das Verlobungspaar schreitet in einem Festzug aus Geistlichen und Edelleuten die Stufen eines palastartigen Gebäudes hinab, während das Volk ergriffen zuschaut. Hinter dem 16-jährigen Albrecht und der 9-jährigen Zdena (Sidonia) stehen an der linken Seite die beiden Väter: Kurfürst Friedrich der Sanftmütige von Sachsen mit Kurhut und Hermelinmantel und Georg von Podiebrad mit der böhmischen Königskrone auf dem Haupt. Die Feierlichkeiten, die am Martinstag, dem 11. November 1459 stattfanden, standen im Zusammenhang mit weitreichenden politischen Verhandlungen. Als im Jahre 1457 der bisherige böhmische König gestorben war, machte Friedrich der Sanftmütige erbliche Ansprüche auf die Krone Böhmens geltend. Jedoch wählten die böhmischen Stände 1458 den hussitisch gesinnten Georg von Podiebrad auf den Thron. Daraufhin drohte der Ausbruch eines Krieges, der aber dank der Friedensvermittlungen des Markgrafen von Brandenburg verhindert werden konnte. Am 25. April 1459 kam es dann zum Abschluss des Vertrages von Eger, der das Verhältnis zu Böhmen bereinigte, einen gegenseitigen Gebietsaustausch vorsah und die Grenze endgültig auf dem Hauptkamm des Erzgebirges so festlegte, wie sie noch heute besteht. Diese Vereinbarungen sollten schließlich durch eine Doppelhochzeit bekräftigt werden: einerseits zwischen Albrecht und Zdena und andererseits zwischen Podiebrads Sohn Hinko und Katharina, der Tochter des wettinischen Herzogs Wilhelm von Thüringen.
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