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Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Schloss Moritzburg Goldleder

Goldleder

Über die Sammlung

Schloss Moritzburg bei Dresden beherbergt den weltweit größten Bestand an Ledertapeten des 18. Jahrhunderts. Ehemals waren 60 Räume mit Wandbespannungen aus geprägtem oder punziertem Leder ausgekleidet. Etwa ein Drittel dieses Bestandes ist heute noch erhalten. Die Herstellung von Ledertapeten ist eine alte künstlerische Technik, die sich bis ins 6. nachchristliche Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Ausgehend von Spanien etablierte sich das aufwendige Kunsthandwerk im 16. Jahrhundert auch in anderen europäischen Kunstzentren. Ledertapeten entstehen, indem pflanzlich gegerbtes Tierleder auf der Oberfläche mit Blattsilber bedeckt und durch Prägung oder Punzierung bearbeitet wird. Indem ein gelbbrauner Firnis aufgetragen wird, entsteht eine goldene, glänzende Oberfläche. Die Wandbespannungen bestehen aus einzelnen, miteinander vernähten oder verklebten Lederstücken. Die Muster der geprägten Ledertapeten wurden mit Hilfe von Modeln in das Leder hineingedrückt. Dagegen sind die Muster der punzierten Tapeten durch Stempel unterschiedlicher Formen entstanden. Herstellungszentren waren im 18. Jahrhundert die Niederlande, Italien, England und Frankreich. Im Schloss Moritzburg enthielten 36 Räume des Hauptbaus sowie 22 Turmräume Wandbespannungen aus ornamental gestaltetem Leder. Hinzu kamen die bemalten Ledertapeten im Monströsen- und Billardsaal. Das bearbeitete Leder wurde vermutlich aus Italien und den Niederlanden eingeführt. Die geprägten Ledertapeten stammen aus Flandern, die punzierten dürften im venezianischen Raum entstanden sein. Während man für die geprägten Tapeten Kalbsleder verwendete, bestehen die venezianischen gepunzten Tapeten aus Ziegenleder. Die genaue Bestimmung der Herstellungswerkstätten ist nur in einem Fall möglich: eine der geprägten Tapeten stammt aus einer Manufaktur im belgischen Mechelen. Nach 1890 wurden während Sanierungsarbeiten die meisten Ledertapeten im Schloss Moritzburg umgehängt. Prinz Ernst Heinrich von Sachsen gab zwischen 1930 und 1934 verschiedene Stücke an Museen in Dresden und Kassel ab. Über einen Wiener Kunsthändler wurden eine große Anzahl Lederstücke nach Krakau (Kraków) verkauft, wo man sie bis heute zur Ausstattung mehrerer Räume der früheren Residenz der polnischen Könige auf dem Wawel-Schloss nutzt. Heute enthalten nur noch 13 Räume des Schlosses Moritzburg geprägte, punzierte oder bemalte Ledertapeten. Im Depot befinden sich zahlreiche Einzelstücke des ehemaligen Bestandes. In den letzten Jahrzehnten erforschten Restauratoren, Kunsthistoriker und Wissenschaftler die historische Herstellung, den Zustand und die Erhaltung des Goldleders. So wurden die Ledertapeten in sechs Räumen im Schloss Moritzburg und gegenwärtig auch der Ledertapetensaal von Schloss Weesenstein restauriert. In den nächsten Jahren erfolgt die weitere Restaurierung von Ledertapetenräumen und Depotbeständen.

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