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Kreismuseum Grimma Gefangenenlager Golzern

Gefangenenlager Golzern

Über die Sammlung

Das Kriegsgefangenenlager Golzern

Im August 1914 stellte der Besitzer der Papierfabrik Golzern, Fritz Schroeder, die Räume der ehemaligen Maschinenfabrik in Golzern für die Errichtung eines Kriegsgefangenenlagers zur Verfügung. Mit der Leitung des Lagers wurde Major von Wolffersdorf von Seiten der Zivil- und Militärbehörde beauftragt. Weiterhin traten mehrere Offiziere, Ärzte und Soldaten der Landsturmkompanie ihren Dienst an.
Innerhalb weniger Wochen wurde das Lager für ca. 2.000 Kriegsgefangene eingerichtet. Am 8. Oktober 1914 trafen 838 Franzosen in Golzern ein. Am 19. Februar 1915 kamen weitere 1.200 russische Gefangene, darunter 218 Zivilisten, dazu. Bis Anfang 1917 sollte die Zahl auf 6.000 anwachsen.
Die Kriegsgefangenen wurden für Arbeiten in der Industrie und Landwirtschaft herangezogen. Sie ersetzten hier die Männer, die zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Viele Gefangene arbeiteten in den umliegenden Steinbrüchen, den Kohlegruben bis in die Bornaer Region, in der Schroederschen Papierfabrik, als Gleisarbeiter bei der Eisenbahn, auf den umliegenden Rittergütern und bei verschiedenen Gutsbesitzern. Die Gefangenen hatten schwere körperliche Arbeit zu verrichten, wobei die Arbeitszeit zwischen 10 bis 12 Stunden täglich betrug. In den meisten Kohlegruben wurde auch nachts gearbeitet.
Da die meisten Arbeitsorte von Golzern weit entfernt lagen, kamen die Gefangenen nach der Arbeit nicht ins Lager zurück, sondern schliefen in den Unterkünften der Betriebe. In den Erntemonaten lag das Schwergewicht des Einsatzes in der Landwirtschaft. In den kleinen Landwirtschaftsbetrieben, in denen nur wenige Gefangene beschäftigt wurden, gab es keine militärische Bewachung. Die Gefangenen unterstanden hier dem Arbeitgeber und erhielten von ihm die Anweisungen.
Im Kriegsgefangenenlager Golzern verblieben nur wenig Insassen. Ins Lager zurück kam man nur noch infolge des Arbeitsplatztausches oder bei Krankheit.
Im Februar 1917 ließ das Kriegsministerium die Gefangenenlager auf Wirtschaftlichkeit in Ausgestaltung und Verwaltung überprüfen. In Golzern kam die Inspektion zu dem Schluss, dass das Lager mit seinem geringen Bestand an Kriegsgefangenen nicht mehr wirtschaftlich weiterzuführen war und beschloss somit dessen Auflösung. Ende März 1917 siedelte der größte Teil des Lagers nach Ebersdorf bei Chemnitz um.

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