Eine ägyptische Vogelmumie, wahrscheinlich ein Falke, geschützt durch gläsernen Sarg, der nachträglich für die Ausstellungszwecke im fürstlichen Naturalienkabinett gefertigt worden ist. Laut Inventar-Eintrag vom 25. Juni 1908 hat ihn Fürst Otto Victor II. 1908 aus Afrika mitgebracht. Der Falke galt im Alten Ägypten als heiliges Tier und wurde als wichtiges Kult-Tier geachtet. Falken wurden einbalsamiert und bestattet, an verschiedensten Orten in Tiernekropolen. Einer der ältesten Hauptgötter Ägyptens war Horus, der Himmelsgott, der in Gestalt eines Falken auftrat. Aber auch die ägyptischen Gottheiten Sokar, Month, Sopdu waren Falken-Gestallten.
Vermutlich handelt es sich um die Mumie eines Falken, wobei dies aufgrund des beschädigten Schnabels und fehlender Beischriften nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann. Die Qualität von Balsamierung und Wicklung ist eher niedrig. Bei einem antiken Falkenmumien-Original würde es sich um eine typische Votivgabe sozial eher niedrig angesiedelter Pilger handeln, die an entsprechenden Orten vor allem dem Gott Horus huldigten. Nähere Informationen müssten CT-Scan bzgl. ornithologischer Aussagen erbringen oder C14-Analyse zum organischen Material). Bekannt sind sowohl massenhafte Votivgaben-Herstellung im antiken Ägypten, wie bspw. in Tuna el Gebel (Tiermumien Galerien), Edfu (wichtiger Kultort des Horus) und an anderen Horuskult-Orten, als auch moderne Mumifizierungen zur Befriedigung der hohen Nachfrage europäischer Reisender seit Napoleons Ägyptenfeldzügen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass selbst die Einarbeitung anderer Materialien als die eines Falken kein Hinweis auf moderne Fabrikate wäre, da in der v.a. antiken Spätzeit Ägyptens massenhaft Vogelmumien mit anderen Inhalten produziert wurden. Die Nachfrage limitierte bereits in der Antike mitunter eine 100% natürliche Herstellung. So finden sich auch in antiken Votivmumien immer wieder skurrile Bestandteile, was die Opfergabe jedoch kaum wertloser machte, da es die Pilger ggfs. nicht wussten bzw. der Grundsatz „ein Teil steht für das Ganze“ praktische Anwendung fand. Seriöse Aussagen zu Alter und Provenienz innerhalb Ägyptens lassen sich derzeit nicht machen.
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