Darstellung/Ikonographie: Das Epitaph gehört zu einer Emporenbrüstung der Zittauer Frauenkirche, die zwischen 1655 und 1661 mit Epitaphien verziert wurde. Der Bildaufbau ähnelt dem 1655 geschaffenen Epitaph der Familie Rittner / Sieber. Wiederum ist das Mittelbild von einer ovalen Rahmung umgeben. Es zeigt die Auferstehung Christi aus seinem Grab und die in den Schlaf versunkenen Wächter. Das ovale Bild teilt die Familiendarstellung, die sich auch hier in einem perspektivisch angelegten, von einem Vorhang überdeckten Raum befindet. Links sieht man den Kürschner Wenzel Rethel, den ersten Ehemann von Helena Blasius, und neben ihm den zweiten Ehemann Hans Blasius, der 1657 starb. Es folgen die Söhne erster Ehe Wenzel, Balthasar und Wenzel und der Sohn zweiter Ehe Johannes. Diese waren 1657 schon verstorben. Rechts sieht man Helena Blasius und ihre beiden Töchter zweiter Ehe Helena und Martha, die ebenfalls 1657 nicht mehr am Leben waren. Die beiden Schrifttafeln enthalten nicht die Memorialinschrift, sondern zwei Bibelzitate aus dem Johannesevangelium (Joh 3,16) und aus dem Buch Hiob des Alten Testaments (Hiob 19,25). Der neutestamentliche Bibelvers ist als „Leichen Text“ gekennzeichnet und war folglich der Predigttext der Leichenpredigt. Die beiden Bibelzitate sind häufig auf Epitaphien zu finden, weil sie grundlegende Aussagen zum Glauben an das ewige Leben treffen. An das Emporenbild sind zwei Konsolbretter angefügt. Aus der Beschriftung geht hervor, dass das Epitaph von Helena Blasius gestiftet wurde.
Zur Person/Familie: Helena Blasius wurde am 9. März 1589 geboren. Sie war zwei Mal verheiratet. Ihr erster Ehemann war der Kürschner Wenzel Rethel. Beide wohnten in der Fleischergasse (Reichenberger Straße). In vier Jahren Ehe wurden drei Söhne geboren, Wenzel, Balthasar und nochmals Wenzel. Nach dem Tod des Ehemannes verheiratete sie sich 1612 mit Hans Blasius, der 1657 starb, mit dem sie einen weiteren Sohn mit Namen Johannes bekam. Blasius war Zittauer Bürger und wohnte auf der Webergasse (Innere Weberstraße). Auch dieser war bei Errichtung des Epitaphs verstorben. Möglicherweise war auch Johann Blasius Kürschner, denn in der Häuserchronik wird 1578 ein Johann Blasius und Kürschner Martin Blasius als Besitzer des Hauses Fleischergasse (Reichenberger Straße 13), genannt. Den Bierhof auf der Webergasse 5 hat Johann Blasius 1644 erworben.
Kommentar: Das Epitaph gehört zu einer Serie aus fünf Epitaphien von der Westempore der Frauenkirche. Bemerkenswert ist die vollständige Erhaltung mit unterem, profilierten Konsolbrett und bekrönendem, schmaleren Konsolbrett. Die charakteristische schwarz-goldene Fassung und die Ornamente in Korpel- und Ohrmuschelstil entstammen der Tischlerwerkstatt von George Bahns. Die qualitätvolle Malerei schuf wohl der Zittauer Maler Friedrich Kremsier, der für die Auferstehung einen Kupferstich von Cornelus Galle d. Ä. nutzte.
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