Kohl zeichnete das Gesicht des Jungen im Profil nach links.
Unten unleserlich signiert.
1943 wurde Kohl nach Italien abkommandiert und vor Rom stationiert. In den fast zwei Jahren seines dortigen Aufenthaltes entstanden u.a. lebens- oder leicht überlebensgroße Porträts wie dieses, die den Charakter von Schülerarbeiten hinter sich gelassen haben. In den überlebensgroßen Bildnisstudien konzentrierte er sich ganz auf das jeweilige Antlitz. Attribute, Kleidung und Habitus als Ausdrucksträger entfielen. Er nutzte die Zeichenkohle mit ihren kurzen, breiten, tiefschwarzen Strichen und der Möglichkeit, durch das Verwischen der Pigmentpartikel verschieden graue Flächen zu erzeugen. Dadurch ist sein Zeichenstil in dieser Phase weniger linien- als flächenbestimmt. Gelegentlich gab er auf diese Weise Schattenpartien an, um das Gesicht und manchmal noch den Halsansatz plastisch hervortreten zu lassen. In der Art, wie er die Flächen von Stirn, Schläfen, Jochbein, Wangen, Nase und Kinn wiedergab, erwies er sich inzwischen als erfahrener Porträtist, der die individuellen Züge der Dargestellten sicher erfasste.
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