Mit dem Namen Wilhelmine Schroeder-Devrient verbindet sich die Erinnerung an eine singuläre Erscheinung der deutschen Opern- und Liedbühne. Die hier Porträtierte, Tochter einer berühmten Schauspielerin, war bereits mit jungen Jahren der Bühne verbunden, auf der sie legendäre Erfolge feiern konnte, so etwa als Leonore in Beethovens Fidelio im Jahre 1822. Sie gehörte zu den ersten Interpretinnen Wagners. Belegt sind zahlreiche Aufenthalte Schroeder-Devrients in Leipzig. Häufig und bejubelt trat sie im Gewandhaus auf. Bis zu ihrem Bühnenabschied im Jahr 1847 ist sie Mitglied der Dresdner Hofoper. In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie verheiratet mit dem Schauspieler Karl Devrient, von dem sie sich scheiden ließ; später ging sie zwei weitere Ehen ein. Im Revolutionsjahr 1849 wurde sie aus Dresden ausgewiesen wegen Beteiligung am Maiaufstand, woraufhin ihr auch der Aufenthalt in Berlin verwehrt worden war. Die Datierung der Daguerreotypie könnte in dieser Zeitspanne anzusetzen sein. Nach den turbulenten Ereignissen zog sie sich ins Privatleben zurück, um 1856 in Berlin mit Auftritten als Liedsängerin eine neue Karriere zu beginnen. Zeitgenossen beschreiben sie als eine höchst agile, freisinnige und Etikette missachtende Person. Ihr wird weiterhin die Autorenschaft an einem weitverbreiteten pornographischen Buch zugeschrieben. Ihre Biographie belegt ein gesellschaftliche Zwänge ignorierendes Künstlerleben, das nicht ohne Gefährdung verlief. 1860 ist sie in Coburg verstorben. Ihr Partner auf dem vorliegenden Porträt ist vermutlich der Bruder ihres früheren Ehemanns, der erfolgreiche Schauspieler des Dresdner Hoftheaters Emil Devrient.Beschriftung Vorderseite: Klebezettel, von Hand: „Devrient u. Schroeder-Devrient.“
Schenkung von Adolf Sander, Leipzig, 1918
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