Im frühen Mittelalter war Glas aufgrund seiner Zerbrechlichkeit als Altargerät in der Kirche verboten. Für diesen Mangel an künstlerisch gestaltetem Hohlglas entschädigten die prächtigen Farbglasfenster der Kathedralen, auf deren Herstellung größte Sorgfalt verwandt wurde. Das Fragment eines gotischen Kirchenfensters ist ein anschauliches Beispiel dafür. Die Art ihrer Herstellung war ein wohlgehütetes Geheimnis der jeweiligen Glashütte. In mittelalterlichen Traktaten haben sich jedoch ausführliche Rezepte für das Färben der Gläser erhalten. So empfahl zum Beispiel der Mönch Heraklius im 10. Jahrhundert in seiner Schrift „De coloribus et artibus Romanorum“ („Über die Farben und Künste der Römer“) weiterhin die alten orientalischen Zusätze Drachenblut und Tiermilch. Als "Drachenblut" bezeichnete man ein dunkel- bis rubinrotes Pigment, das aus dem Harz der Rinde des kanarischen Drachenblutbaumes oder der südostasiatischen Drachenblutpalme gewonnen wurde.
Alter Bestand. Restauriert 2006 mit Unterstützung der Fachhochschule Erfurt
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