Der Paradekittel war Teil der Paradeuniform für Arbeiter des Steinkohlenwerks Altgemeinde Bockwa. Der Kittel besitzt einen Zug in der Taille. Dieser wird aus zwei Bändern gebildet, die ähnlich eines Tunnelzuges am Rücken durch 14 Schlaufen geführt werden. Dadurch konnte die Jacke an die Körperform angepasst werden. Auf den Knöpfen des Kleidungsstücks sind die Bergmannsinsigien - Schlägel und Eisen - als Relief abgebildet. Diese befinden sich auch auf den sogenannten Armtouren an beiden Ärmeln.
Basierend auf den Dienst- und Paradeuniformen des Staatsbergbaues im Königreich Sachsen, insbesondere jenen nach dem 1842 erlassenen „Reglement für die Dienstkleidung der bei dem Berg- und Hütten-Wesen im Königreiche Sachsen angestellten Bergwerks-, Staats- und Gewerkschaftlichen Diener“, führten auch die privat betriebenen Steinkohlenwerke in Westsachsen zumindest Paradeuniformen für ihre stetig zunehmenden Belegschaften ein. Beim 1569 gegründeten Steinkohlenwerk Altgemeinde Bockwa, das das älteste Unternehmen zur Gewinnung von Steinkohle in Sachsen war, gab es vermutlich seit 1850 Paradeuniformen. Sie wurden sich nicht nur mit Bergfesten, Taufen oder Begräbnissen getragen. Auch wichtige betriebliche Anlässe, wie Besuche hoher Personen (Könige von Sachsen) verbanden sich mit ihnen.