Auf der Anhöhe eines Hügels thront eine romantische Burgruine. Warme, helle Sonnenstrahlen beleuchten den verfallenen Turm, Teile der verwitterten Fassade und das zart wuchernde Grün der Pflanzen. Durch die duftigen Sommerwolken gleitet ein Vogel wachend über das Anwesen. Die kleine ruhende Ziegenherde im Vordergrund gibt einen Hinweis, dass die Burg nicht gänzlich verlassen ist.
Die präzise Pinselführung, der lasurartige Farbauftrag und die Reduzierung auf wenige Farbtöne vermitteln einen harmonischen Eindruck. Eine konkrete Zuordnung von Burg und Landschaft ist kaum möglich. Die Komposition ist auf die detaillierte Darstellung der mittelalterlichen Architektur konzentriert. Der Maler verweist mit seinem 1831 entstandenen Bild auf die natürliche Vergänglichkeit der Dinge und bewahrt gleichzeitig eine Erinnerung an die Baukunst unserer Vorfahren.
Die frühen Werke des Malers waren von seinen Lehrern an der Dresdner Kunstakademie, Friedrich Matthäi und Johan Christian Dahl, geprägt. Kurzzeitig auch von Caspar David Friedrich beeinflusst, fand er aber schnell seinen eigenen Stil. Die Hinwendung zur Architekturmalerei, die sich auch beim Dresdner Kunstpublikum in der Mitte des 19. Jahrhundert zunehmender Beliebtheit erfreute, entsprach seinen persönlichen Interessen an historischen Bauwerken und kam seiner feinen, realistischen Malauffassung entgegen. (JB)
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