Ein himmlischer Bote ist der Schutzengel. Er ist da, um zu helfen, zu beschützen und Trost zu spenden. Das neugeborene Kind vertraut man dem Schutz des Engels an und wünscht, dass es wohl behütet aufwachsen möge. Am Ende des 19. Jahrhunderts sind Andachtsbilder mit der Darstellung eines behütenden Schutzengels in Form einer zarten weiblichen Figur, weit verbreitet und werden oft dem Neugeborenen über das Kinderbett gehängt. Der Schutzengel auf diesem Gemälde schwebt nicht über dem neugeborenen Kind. Er sitzt Laute spielend dahinter, am rechten Bildrand. Er ist zum Schutz des kleinen Menschen anwesend. Sein violettes Gewand und die grünlich schimmernden Flügel harmonieren mit den erdigen Tönen der ihn umgebenden Landschaft und den dargestellten Menschen. In der Mitte des Bildes sitzt die junge Mutter, die sanft und sicher ihr Kind auf dem Schoß hält. Das weiße Tuch, welches Kopf und Schulter der in sich ruhenden Frau bedeckt, findet sein Pendant im weißen Hemdchen des Säuglings. Links neben ihr stehen zwei Mädchen mit einem bemalten Tonkrug. Das christliche Thema wurde hier vom Maler Hans Thoma neu verarbeitet. Seine Werke, die neben impressionistischen Einflüssen und symbolistischen Tendenzen auch realistische Elemente enthalten, sind von der Hinwendung zur ländlichen Bevölkerung geprägt. (JB)
de