Die Muttergottes mit dem Jesuskind ist als sogenannte Mondsichelmadonna dargestellt. Ihr elegant geschwungener Körper steht mit beiden Füßen auf einer angedeuteten Mondsichel mit einem weiblichen Gesicht. Dieses Bild geht auf die mittelalterliche Deutung der Johannes-Offenbarung im Neuen Testament zurück, auch Apokalypse (griech., lat., Enthüllung) genannt. Darin wird mit bildstarken Worten die Vision eines bevorstehenden Weltuntergangs beschrieben, symbolisch gedeutet als Kampf Satans gegen Christus. In der Vision des Johannes tritt auch ein „apokalyptisches Weib“ auf, das von der Sonne bekleidet und von Sternen bekrönt auf dem Mond steht.
Im Mittelalter nimmt genau dieses Bild immer mehr die Züge der Muttergottes mit dem Jesuskind an. Die in der Vision beschriebenen Sonnenstrahlen werden meist als Strahlenkranz hinter den Figuren dargestellt und die zwölf Sterne an einer Krone. Sonne, Mond, Sterne und Krone beschreiben Maria als Himmelskönig. In der verlorenen rechten Hand präsentierte sie wahrscheinlich ein Szepter. Der hoheitsvolle Eindruck wurde durch die einst vergoldete Bemalung des Mantels noch verstärkt.
Bisher ungeklärt muss der ehemalige Aufstellungsort der Figur in der Zwickauer Marienkirche bleiben. Da Mondsichelmadonnen des 15. Jahrhunderts häufig in Altären vorkommen, war sie einst vielleicht als Mittelfigur in einem Marienaltar präsentiert. In Frage käme beispielsweise der heute nicht erhaltene Altar „Mariä Verkündigung“, für den die Bestätigung einer Stiftung durch Bischof Dietrich im Jahr 1480 überliefert ist.
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