Die Darstellung zeigt eine Mondsichelmadonna aus der Zeit um 1520, die sich aus der Zwickauer Innenstadt erhalten hat. Sie ist aus Hilbersdorfer Porphyrtuff (Gesteinsvorkommen nordöstlich von Chemnitz) hergestellt, ist mehrlagig farbig gefasst und z.T. vergoldet. |Die Madonna zeigt recht zeitlose Züge spätgotischer Marienfiguren. Sie steht im Kontrapost, das rechte Knie zeichnet sich unter dem Gewand ab, die linke Hüfte ist hervorgestreckt, der Oberkörper leicht nach rechts geneigt. Auf dem Kopf mit einem rundlichen Gesicht und langen lockigen Haaren trägt die Muttergottes eine Krone mit blattförmigen Zacken. Der Mantel verläuft in einer großen Bahn vor dem Unterkörper der Figur, der Gewandsaum klemmt unter der rechten Hand Mariens. Über der Brust ist der Mantel mit einer Spange zusammengehalten. Das Untergewand ist gegürtet. Sehr realistisch ist die Wiedergabe der Hände, mit der linken trägt sie das Christuskind, in der rechten hält sie seinen Fuß. Die nackte Christusfigur ist lebhaft bewegt wiedergegeben, die heute verlorene rechte Hand schien ehemals am Hals der Mutter gelegen zu haben.
Der Körper der Marienfigur steht mit beiden Füßen auf einer angedeuteten Mondsichel mit einem weiblichen Gesicht. Dieses Bild geht auf die mittelalterliche Deutung der Johannes-Offenbarung im Neuen Testament zurück, auch Apokalypse (griech., lat., Enthüllung) genannt. Darin wird mit bildstarken Worten die Vision eines bevorstehenden Weltuntergangs beschrieben, symbolisch gedeutet als Kampf Satans gegen Christus. In der Vision des Johannes tritt auch ein „apokalyptisches Weib“ auf, das von der Sonne bekleidet und von Sternen bekrönt auf dem Mond steht. Im Mittelalter nimmt genau dieses Bild immer mehr die Züge der Muttergottes mit dem Jesuskind an.
de