Zwei groteske Gestalten, ein Zwerg mit bizarrem Wanst und einer mit gewaltigem Buckel, schmücken die Wandung des kleinen Bechers. Als Anregung für die Figuren dienten Radierungen des Franzosen Jacques Callot, der in seiner 1622 fertiggestellten Serie „Varie figure gobbi“ in die tragisch-komische Welt der buckligen, verkrüppelten Wesen einführt. Auch die weiteren Elemente der Dekoration, eine Wasserburg und ein Baumtorso, die als Trennung der zwei Gestalten dienen, sind Versatzstücke aus bekannten grafischen Vorlagen der Zeit. Dem Nürnberger Hausmaler Johann Schaper (1621–1670) gelang es, die aus der monumentalen Glasmalerei bekannte Technik der Schwarzlotmalerei auf das Hohlglas zu übertragen. Dazu wird schwarze Farbe, eine Mischung aus Metalloxiden, Klebstoff und pulverisiertem Farbglas, in unterschiedlicher Stärke auf das Glas geschmolzen, so dass sich Abtönungen von hellem Sepiabraun bis zu Tiefschwarz ergeben. Durch nachträgliches Ausschaben (Radieren) können weitere Feinheiten erzielt werden.
Ankauf aus der Sammlung Julius Zöllner, Leipzig, 1908.
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