Die prächtige, aber kurzlebige Kirschblüte verkörpert vergängliche Schönheit. Die Blütenschau im Frühjahr ist ein fester Bestandteil des Jahresablaufs in Japan, ihre literarischen Spuren reichen zurück bis in die Heian-Zeit. Deren höfische Kultur war von Anlässen gemeinsamer Naturbeobachtung geprägt. Bis heute betrachtet man im Mittsommer den Mond und im Herbst die Rotfärbung des Ahornlaubes. In dieser Schablone mit mittelgroßem Muster (chûgata) werden die Blüten vom dahinrinnenden Wasser davongetragen, ein ab der späten Edo-Zeit beliebtes Textilmotiv, wobei die Schablone aufgrund der Blattgröße jedoch in die Meiji-Zeit zu datieren ist. Da die Kleidungsstücke aus über die Schultern gelegten Stoffbahnen genäht wurden, mussten die Dekore von oben und unten betrachtbar sein. Aber nicht nur dieser Verzicht auf die Ausrichtung, sondern auch andere typische Gestaltungsprinzipien, wie die Komposition mittels Diagonalen, die „weiße“ Fläche als Bildbestandteil und die angeschnittene Darstellung von Motiven, beeindruckten im Europa des 19. Jahrhunderts und prägten die Kunst der klassischen Moderne mit. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Alter Bestand.
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