Der hochglänzende, intensiv blau-violette Teller verrät auf den ersten Blick nichts von dem lebendigen eingeritzten Drachendekor, der sich auf Spiegel und Wandung befindet. Nur in der Bewegung unter Licht lässt sich das versteckte Bild (anhua) erkennen. Diese zurückhaltende Dekortradition der Ming-Dynastie entwickelte sich aus deutlich eingeschnittenen Reliefs auf tang- und songzeitlicher Keramik, die ihrerseits Metallgravuren imitierten. Die monochrome Glasur überstrahlt die Bildinformation in diesem Stück der Kangxi-Periode noch deutlicher als bei den mingzeitlichen Vorgängern. Vielleicht spielte auch die Vielzahl farbikonografischer Systeme, die nicht nur Opfergeräte, sondern beispielsweise auch höfische Rangabzeichen, die Himmelsrichtungen oder die verschiedenen Manifestationen Buddhas differenzierten, eine Rolle bei derart entschieden auf die Farbwirkung konzentrierten Arbeiten. Der fünfklauige imperiale Drache ist in der für keramischen Dekor beliebten Profilvariante mit grimmigem Blick, gut sichtbaren Hörnern, Schnurrbart und sich zwischen magisch züngelnden Flammen ausstreckenden Gliedern dargestellt. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Ankauf mit Mitteln aus der Stiftung Hugo Scharf, Leipzig, 1917.
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