Der Weihrauchbrenner in Form eines Fadenknäuels lässt zunächst an die Spielzeugbälle (temari) denken, die aus alten Kimonostoffen gefertigt und mit bunten Stickereien versehen wurden. Diese ordnen sich aber auf der Oberfläche meist in geometrischen Mustern. Den Deckelknauf des Brenners bildet die plastische Darstellung einer Maus; sie ist das Begleittier des Wohlstandsgottes Daikoku. Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert trat das aus Vase, Weihrauchbrenner und Kerzenhalter bestehende dreiteilige buddhistische Altargerät (mibu gusoku) zunehmend auch im privaten Bereich auf. In der Muromachi-Zeit (1338–1568) lösten sich diese Bestandteile vom religiösen Kontext und wurden unentbehrlicher Teil der Ausstattung der Schmucknische, die ein Teil des sich zu dieser Zeit entwickelnden, bis heute die Grundlage japanischer Architektur bildenden Baustils (shoin-zukuri ) war. In der Literatur findet man die Empfehlung, dort Weihrauchbrenner, Blumengesteck und Kerzenhalter mit Gruppen von drei oder fünf Rollbildern zusammen zu präsentieren. Neben dem Teeweg (cha-dô) und dem Blumenweg (ka-dô oder ikebana) entwickelte sich in der Muromachi-Zeit die Würdigung von Räucherwerk (kô-dô) zu einer weiteren Spielart der prozessbetonten Kunstpraxis Japans. Sie wurde zunächst als adlige Hochkultur gepflegt, erfuhr später in der Edo-Zeit aber in den Städten kreative Abwandlungen. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Signiert: Tôju (?)
Vermächtnis Paul Möbius, Leipzig, 1907.
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