Der Schminkflakon (sormedán) aus Metall hat die tropfenförmige Gestalt eines Bute-Motivs, das wir seit dem 18. Jahrhundert oft als Musterelement auf Seidengeweben und vor allem auf Kaschmirschals aus Persien und Indien finden. Von dort kam es im 19. Jahrhundert nach Europa. Unter der Bezeichnung "Paisley-Motiv" ist es hier bis heute ein beliebtes Textil-Dessin. Der eingeschraubte Verschluss des Flakons besteht aus einem schmalen Stab, der in den Behälter mit schwarzer Augenschminke hineinreicht und oben in einer Blattform endet. Mit Hilfe dieses Stabes werden die Augen schwarz umrandet und so optisch vergrößert. Im gesamten islamischen Raum ist es üblich, dass sich Frauen ihre Augen tuschen, um sie ausdrucksvoller und größer, wie dunkle Seen, erscheinen zu lassen. Die Augenbrauen erhielten durch Zupfen oder künstliches Nachziehen die gewünschten Halbmondformen und sollten sich über der Nasenwurzel treffen. Auch hierbei konnte die Natur mit schwarzer Augenfarbe unterstützt werden. Die äußere Wandung des Schminkflakons ist mit dichten Blütenranken bedeckt, wie sie im späten 18. und dem 19. Jahrhundert verbreitet waren. Behältnisse für Augenschminke aus Metall, Glas und Stein sind bereits aus frühislamischer Zeit bekannt. (Text: Reingard Neumann)
Schenkung von Ph. Walter Schulz, Berlin, 1907. 1898 in Kaschan erworben.
en