Der Chinareisende Matteo Ricci berichtete Ende des 16. Jahrhunderts anerkennend, dass der Werkstoff Porzellan nach einem Bruch durch Umwickeln mit Draht wieder dicht genug wird, um Flüssigkeiten zu halten. Auch im 18. Jahrhundert scheint diese Eigenschaft noch erwähnenswert: „Zuletzt erzählet der Herr Referente noch, welcher gestalt die Chineser eine besondere Kunst wissen, das zerbrochene Porzellan wieder zu ergäntzen; Sie durchbohren nemlich mit einem Diamant die zerbrochenen Stücke und stecken einen meßingenen Drat oder Faden durch, und befestigen die Stücke dergestalt fest und subtil, dass man den Schaden kaum daran wahrnehmen kann.“ zitierte Johann Heinrich Zedler 1741 in seinem Universal-Lexicon die Berichte des Jesuitenmissionars D’Entrecolles. Die honiggelbe Flaschenvase ist auf diese Weise mit Klammern repariert worden. Auf ihrem Bauch spielen ein großer und ein kleiner Löwe. Löwen sind nicht in China heimisch, waren aber schon in vor unserer Zeitrechnung aus dem Nahen Osten bekannt. Ihre von naturalistischen Darstellungen abweichende Form verbreitete sich mit dem Buddhismus in der chinesischen Bildwelt, wo sie als Begleiter Buddhas eine schützende Funktion haben. Deswegen werden sie auch Buddha-Hunde genannt. Diese Darstellung beinhaltet zudem ein Wortspiel: Ein großer und ein kleiner Löwe "dashi xiaoshi" klingt ähnlich wie die Bezeichnungen zweier hoher Ämter "taishi shaoshi", so dass das Motiv den Wunsch nach gelingender Karriere darstellt. Die flächendeckend bemalte Vase verbindet zudem zwei Traditionslinien des Dekors: zum einen die erzählerische Aufglasurmalerei, die auf dem weißen Porzellangrund brilliant hervortritt, und zum anderen die monochromen Glasuren, die die Eleganz der Form, die haptische Qualität der Oberfläche und den Symbolwert der Farben betonen.
Ankauf 1957.
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