Das Obergewebe ist mit einem kontrastierenden Streifenmuster bedruckt. Auf hellen Streifen bilden rote Striche ein Zick-Zack-Muster. Die braunen Streifen sind durch kleine Spitzovale strukturiert, die den hellen, schräg gestreiften Grund sichtbar lassen. Die Weite der Armkugel ist durch Liegefalten auf das Maß des engen Armausschnittes eingehalten. Neun Zentimeter Faltenlänge senken die Ärmelkeule in Richtung Ellenbogen ab. Der Unterbrustumfang als Sitz vom Bund ist für 72 Zentimeter eingerichtet. Reduziert auf ein Taillenmaß von etwa 68 Zentimetern entspricht dies der Konfektionsgröße 36. Ober- und Untertritt lassen eine Erweiterung um 15 Zentimeter zu. Gebrauchsspuren zeigt der Spenzer im Achselbereich in Form von Schweißflecken. Auf dem Obergewebe löste sich an dieser Stelle die Farbe, die blauen Verfärbungen am Futter stammen wahrscheinlich vom Trägergewebe der Wattierung. Der Rücken ist am Bund um drei Zentimeter mit fremdem Gewebestreifen verlängert worden. So blieb der Gürtel erhalten. Der Verschluss des Gürtels verläuft von rechts nach links. Die Verschlussrichtung der Vorderteile wurde geändert. Sie schließen von links nach rechts, wodurch die verschmutzte rechte Seite nach unten gelangt.
Um 1934 als Schenkung der Anna Müller aus Seidau in die Sammlung eingegangen. Dazu gehörten außerdem eine Tüllhaube, eine Samthaube, ein zweiteiliges Kleid und Seidenschuhe. Anna Hempel wurde um 1850 in Oschatz geboren und heiratete um 1870 in die Familie Müller in Seidau ein. Der Spenzer ist wahrscheinlich ein Erinnerungsstück, denn diese kurzen Jacken mit Keulenärmeln waren längst unmodern, als die Überbringerin geboren wurde.
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