Der Kern dieses in der Form einer Dachtruhe gestalteten Kästchens besteht aus Holz, das zunächst mit einer Zinnfolie verkleidet und anschließend mit plastischen Zierelementen aus dem gleichen Metall beschlagen wurde. Schloss und Tragebügel deuten auf die ursprüngliche Verwendung als Schmuck- oder Dokumentenkästchen hin. Die Zinnbeschläge bestehen jeweils aus einem rechteckigen Rahmen, in dem sechs Ritter unter gotischen Spitzbögen stehen. Ähnlich wie die im Mittelalter weit verbreiteten Pilgerzeichen sind auch diese Ornamente in Modeln gegossen worden und konnten so in großer Stückzahl angefertigt werden.
Kostbare Kästchen gelangten häufig als fromme Stiftungen in Klöster und Kirchen, wo sie zur Aufbewahrung von Reliquien oder anderer geweihter Gegenstände verwendet wurden. Da seit dem 9. Jahrhundert den Kirchgemeinden neben Edelmetallgegenständen auch die Nutzung von solchen aus Zinn gestattet war, könnte auch unser Stück eine sakrale Funktion gehabt haben.
Herkunft: norditalienisch
Ankauf 1908. Ehemals Sammlung Eduard Kahlbau, Stuttgart.