Das Bildfeld zeigt eine weite Landschaft, die zum Horizont hin durch Hügel begrenzt wird. Die Seiten werden durch hohe Bäume eingefasst. Im Vordergrund feiern Bauern ein Erntefest mit Tanz und Festmahl. Die Bordüre ist in der Form eines barocken Prunkrahmens gestaltet, der mit Blumengirlanden behängt ist. In der Mitte des oberen Randes wird das sächsisch-polnisch-litauische Wappen von zwei Putten gehalten und in den vier Ecken sind Kartuschen mit dem Monogramm „AR“ (für Augustus Rex) eingearbeitet. Am unteren Rand hat der Wirker seine Signatur angebracht: P. Mercier a Dresden.
Die Signatur und die AR-Monogramme in den Eckkartuschen belegen, dass der Gobelin für den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. in der Manufaktur des Pierre Mercier in Dresden gewebt wurde.
Mercier stammte aus einer hugenottischen Wirkerfamilie in Aubusson, das neben Paris das wichtigste Zentrum für Bildwirkerei in Frankreich war und ist. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes, 1685, floh er aus Frankreich und ging 1686 nach Berlin, wo er für den großen Kurfürsten eine Gobelinmanufaktur aufbaute. Als diese 1714 wieder aufgelöst wurde, wechselte Mercier nach Dresden und wurde wegen seines hohen Könnens von August dem Starken sofort zum Inspektor der königlichen Tapisserien ernannt. In Pirna richtete er erneut eine Gobelinmanufaktur ein, in der neben Reparaturarbeiten auch verschiedene neue Serien für den sächsischen Kurfürsten ausgeführt wurden. Hier entstand etwa um 1726 der Gobelin „Erntefest“, wohl nach dem Entwurf des ebenfalls aus Frankreich stammenden Malers Jean Baptiste Gayot-Dubuisson.
Erstellung Entwurf: Berlin oder Dresden
Ankauf mit Mitteln der Stiftung Hugo Scharf, 1910.