„Studenten oder Künstler?“ – könnte hier die Fragestellung lauten. Kann schon ihr Habitus als unkonventionell bezeichnet werden, über die Haar- und Barttracht, Gestik, Mimik und bei dem links Sitzenden durch den lässig zwischen den Lippen steckenden Zigarrenrest wollen uns die Vier als besonders alternativ-freigeistige Personen erscheinen. Wenn hier hin und wieder die Tabakiana besonders hervorgehoben werden, dann hat dies ausschließlich eine Funktion: auf die vormärzliche Rolle dieser aus der Öffentlichkeit weitgehend verbannten Dinge aufmerksam zu machen, die zur Entstehung bürgerlichen Bewusstseins und demokratischer Courage beigetragen haben. Die Aufnahme besticht auch in ihrer Komposition, denn die vier Porträtierten sind sehr präzise aufeinander positioniert. Das Gruppenporträt gehört zu den wenigen Aufnahmen im Bestand des GRASSI Museums für Angewandte Kunst mit einem gemalten Hintergrund. Es handelt sich dabei um eine Landschaft, deren sichtbare Partien zur Ausstrahlung der Porträtierten nicht so recht passen wollen, sie sogar zu konterkarieren scheinen. So vermittelt sich die Vermutung, dass solche Aufnahmehintergründe gelegentlich sehr zufällig in Gebrauch genommen worden sind.
Schenkung von Adolf Sander, Leipzig, 1918