Johann Gregorius Höroldt, der 1720 nach Meißen kam, war ursprünglich in der Porzellanmanufaktur des Claudius Du Paquier in Wien angestellt. Von dort brachte er Farben und Rezepte mit, um sie in der Meissener Manufaktur weiterzuentwickeln. Sein Bestreben war es, eine intensive Farbpalette für die Porzellanmalerei zu entwickeln und somit die glatte, unmodellierte Oberfläche des Porzellans in die künstlerische Gestaltung mit einzubeziehen. Mit Hilfe von Kupferstichen und Zeichnungen, die vermutlich auf der Leipziger Messe erworben werden konnten bzw. Blättern mit Chinoiserien aus der Königlichen Bibliothek in Dresden hatte Höroldt noch in seinem Antrittsjahr begonnen, sich einen eigenen Motiv-Fundus anzulegen. Daraus entstand um 1723/24 das Musterbuch für Höroldt-Chinoiserien, von dem sich heute 124 Blätter unter der Bezeichnung „Schulz-Codex“ im Besitz des Museums befinden. Bis in die 40er Jahre des 18. Jahrhunderts blieben diese Chinoiserien – genrehafte Miniaturen in vielfach variierten, mehrpassigen Kartuschen mit reichem Goldrankendekor und mit Lüsterfarben bemalten Feldern – bestimmend für die Porzellandekore. Diese meisterhaft gemalten, fantasievollen Darstellungen einer fremdartigen Welt zeigen meist kostbar gekleidete Chinesen, fantastische Architekturen, exotische Pflanzen und Tiere.
Ankauf 1898.