Auffallend bei diesem prächtigen Deckelhumpen des Leipziger Goldschmiedes Hans Schmidt (Schmied) ist das fantasievolle, drachenkopfförmige Gießrohr, das den Charakter und die Funktion des Gefäßes verändert – es konnte nun als Wein- oder Wasserkännchen für die festliche Tafel Verwendung finden. Besonders die Ornamente, die stilistisch aus unterschiedlichen Zeiten zu stammen scheinen, fallen ins Auge: der weitgeschwungene aus Herme, Maske und Rollwerk zusammengesetzte Henkel beziehungsweise der geflügelte Drachenkopf sind eher noch der Spätrenaissance verhaftet, wobei die ohrmuschelähnlichen, knorpelartigen Kartuschen und die maskenförmigen Gebilde auf Wandung, Fußzone und Deckel schon dem Frühbarock zuzuordnen sind. Für die hohe Wertschätzung der Leipziger Goldschmiedearbeiten im 17. und 18. Jahrhundert sprechen eine Reihe von Ankäufen des Dresdener Hofes sowie einige bedeutende Auftragsarbeiten, so zum Beispiel ein Gießbecken für die Gemahlin König Gustavs von Schweden.
Ankauf mit Mitteln der Fritz von Harck-Stiftung, Leipzig, 1936. Ehemals Slg. Margarete Oppenheim, Berlin. Einvernehmliche Regelung mit den Erben 2020. Gefördert durch die Kulturstiftung der Länder