Beim Bau der Frankenberger Straße im Chemnitzer Ortsteil Hilbersdorf fand der Polier Bruno Winkler 1915 den in sechs Stücke zerbrochenen Stamm eines kleinen Baumfarns, ein bis heute einzigartig gebliebener Fund dieser Art. Zwei Stücke davon wurden, mit Hilfe des in Chemnitz geborenen Mineraliensammlers und Mäzens Richard Baldauf (1848-1931), für das geologische Institut der Freiberger Bergakademie angekauft. Dort übernahm Professor Richard Beck (1858-1919) die wissenschaftliche Bearbeitung, die keinen Zweifel daran ließ, dass der Baumfarn den oberpermischen Osmundaceen nahe steht. Seine Dankbarkeit für die Unterstützung Baldauf’s drückte er in dem Artnamen Grammatopteris baldaufi aus.
Grammatopteris baldaufi ist eine kräftige Farnstaude mit basalem Wurzelmantel, deren Stamm ein Leitbündel zeigt, wie er bereits bei den ältesten Osmundaceen vorkommt. Damit steht diese Pflanze an der Basis in der Stammesgeschichte der „Königsfarne“. Im Vergleich zu der modern anmutenden Stammstele wirkt die Anatomie der Blattstiele noch sehr ursprünglich. Die zweizeilig an den Blattstielen abzweigenden Fiederachsen legen das Tragen planarer Wedel nahe, wie sie bislang noch unbekannt sind.