Alles Neuartige, was über die fremden Länder aus Übersee verbreitet wurde, führte seit dem 17. Jahrhundert in Europa zu einer regelrechten Begeisterung für die ferne Exotik. Die Chinamode breitete sich aus und die Nachfrage nach kostbarem Porzellan stieg enorm. Zunächst wurde der Bedarf durch umfangreiche und kostspielige Importe gedeckt. In großen Mengen gelangte das Blau-Weiß-Porzellan der Ming-Dynastie (1368–1644) nach Europa und prägte dort die Vorstellung von echtem Porzellan.
Der qualitätvolle Porzellanteller mit den für die Wanli-Periode typischen acht großen, lotusblattförmig schwach geschweiften Dekorfeldern mit Glückssymbolen auf der Fahne zeigt im polygonal gerahmten Spiegelmedaillon eine Landschaft mit prächtiger Vegetation und einen Vogel auf einem Fels ruhend. Der kobaltblaue Dekor besteht aus einer Vielzahl an Symbolen, deren tiefer Gehalt sich dem Europäer oftmals nicht erschloss. Die Begeisterung für das Exotische blieb eine auf rein formale Aspekte beschränkte Modeerscheinung.
Schenkung von Walter Schulz, Leipzig, 1907.