Die Verwendung des hornartigen Materials Schildpatt, also des Panzers von Schildkröten, ist aus dem Kunsthandwerk vor allem des Barock bestens bekannt. Ob als Einlegearbeit in Möbeln, für Galanteriewaren oder Alltagsobjekte wie Brillen erfreute sich das exotische Material besonderer Beliebtheit. Umso seltener ist dagegen die Nutzung dieses Panzers aus der Linck-Sammlung, der im Ganzen belassen und bemalt wurde. Vergleichbare Objekte konnten bislang im Rijksmuseum in Amsterdam und in der Wunderkammer von Schloss Ambras festgestellt werden.
Das Waldenburger Exemplar zeichnet sich durch die ausführliche Bemalung aus, die florale Elemente und zwei Wappen als Hauptmotive führt. Aufgrund der Körpergröße und der Existenz von vier Rippenplatten kann der Panzer einer Suppenschildkröte zugeordnet werden. Laut des Sammlungsverzeichnisses der Lincks stammte die Schildkröte "aus dem mexikanischen Meerbusen". Bemalt wurde es mit einem Allianzwappen, bei dem es sich vermutlich um das eines Ehepaares handelt. Versuche, eine heraldische Zuschreibung zu leisten, verliefen bislang ins Leere und die Wappen sind nach wie vor ungedeutet.
Restauratorische Maßnahmen konnten 2010 belegen, dass sich unter der heute sichtbaren Schicht eine weitere Malschicht befindet, die ebenfalls florale Motive und eine partielle Blattgoldauflage enthält.
Belegt im Linck-Index I (1783), S. 61, No. 96.