Die Muster-Lochkarten sind historische Datenträger auf denen komplizierte Gewebemuster „gespeichert“ bzw. „programmiert“ sind. Mit Hilfe der Jacquardmaschine und mittels Steuerschnüren erfolgt eine mechanische Datenübertragung aus der Lochkarte an das Längsfadensystem im Webstuhl. Die Lochkarten bestehen aus vielen einzelnen Kartenblättern, die zu einem Endlosband zusammengenäht sind, welches über ein Prisma transportiert wird. Die einzelnen Kartenblätter werden an ein Nadelbrett in der Jacquardmaschine angedrückt, abgetastet und „ausgelesen“. Treffen die Nadeln dabei auf Löcher im Kartenblatt, heben die Steuerschnüre die Längsfäden nach oben. Treffen die Nadeln dagegen auf Pappe (Stellen an denen sich kein Loch befindet), werden die Längsfäden nicht angehoben. Durch das Anheben eines Teils der Längsfäden entsteht eine Öffnung (Webfach), in das der Webschützen einen Querfaden einbringt (einschießt). Durch Absenken der vorher angehobenen Fäden wird der eingetragene Querfaden mit dem Längsfaden verkreuzt und fest eingebunden. Für jeden Querfaden wird ein Kartenblatt benötigt. Lochkarten können je nach der Größe des Musterrapportes aus über tausend Einzelblättern bestehen. Die Jacquardmaschine ist somit in der Lage, die Längsfäden unabhängig voneinander zu heben und zu senken – mustergetreu gesteuert durch die Lochkarte. Diese Muster-Lochkarten wurden nach zwei einheitlich genormten Systemen hergestellt:
- 1320er Französisch Feinstich
- 800er Französisch Feinstich bzw. 2x 880er Französisch Feinstich (1760er Französisch Feinstich)
„Französisch Feinstich“ kennzeichnet dabei ein einheitliches Maß: 4 mm Abstand von Lochmitte zu Lochmitte. Alle an der Musterentwicklung und Lochkarten-Herstellung beteiligten Berufe mussten die einheitlichen, auf die Jacquardmaschinen abgestimmten System-Vorgaben beachten.; Lochkarte der ehemaligen Weberei Tannhauer, Dessin Pöhl 4 / 4404, Jacquard-masch.-Größe 1320, insges. 3 Karten, Hersteller: Lochkartenschlägerei Fa. Lässig, Frankenberg / Fa. Lorenz, Glauchau