Möbel von Hendrike Farenholtz (*1956) entstehen als individuelle Problemlösungen für spezielle Aufgaben und Standortansprüche. 1989 entwickelte sie den „Treppenschrank“ für einen hohen, aber relativ kleinen Raum: ein schmales, aber sehr hohes Möbelstück, dessen untere Partie als übereinandergestaffelte Schubladen und Fächer angelegt ist. Über diese „Treppe“, die gleichzeitig weiteren Stauraum bietet, können auch die obersten Bereiche des Schrankes erreicht werden. Diese Ausführung ist heute ein Klassiker in ihrem Repertoire und war eine der Grundlagen für dieses Unikat, das Hendrike Farenholtz 1999 für das Museum entwarf. Auch hier sind die beiden Schubladengruppen treppenartig übereinandergestaffelt. Sie bilden zusammen mit dem offenen Fach den Sockel und das optische Gegengewicht für die obere Schrankhälfte. Hier verbergen sich hinter den glatten Schiebetüren Regale und Fächer von unterschiedlicher Tiefe. In den Seitenwänden sind weitere Schübe eingelassen, die wie Geheimfächer hinter den flacheren Partien des vorderen Schrankteils verlaufen. Die Oberfläche des Schrankes wirkt blockhaft glatt, Schubladen und Fächer fügen sich ein. Zu öffnen sind sie durch quadratische eingetiefte Griffmulden. Nur die Rahmenleisten der Schiebetüren und des Korpus bilden ein flaches Relief. Seit den 1990er Jahren beschäftigt sich die Künstlerin vor allem mit der Möbelkultur in Korea und Japan. Dort werden in der traditionellen Wohnhaus-Architektur Treppen zwischen den Geschossen als Block ausgebildet, in den Schubladen und Fächer eingelassen sind.
Erworben von der Künstlerin, Grassimesse 1999.