Das blaue Seidengewebe hat ein Webmuster, bei dem durch Bindungswechsel flächendeckend ein zartes Schuppenmuster entsteht. Weiche Chenillefransen, an denen mit Seidenfäden bezogene Holzkugeln hängen, rahmen das breite Dekolleté. Aufwendig gearbeitete Schmuckbordüren aus Röllchen zieren Halsausschnitt, Ärmelenden und Saumbereich. Die Weite der Armkugel ist auf das Maß des engen Armausschnittes eingeriehen. Bei dem ausgesprochen hoch angesetzten Rock kann im Rücken mittels Zugbändchen die Weite reguliert werden. Der Unterbrustumfang beträgt 84 Zentimeter, was einem Taillenumfang von etwa 80 Zentimetern und damit der heutigen Konfektionsgröße 42 entspricht. Gebrauchsspuren zeigt das Kleid im Achselbereich in Form von Schweißflecken mit Verfärbungen und Farbverlust. Womöglich sind die an den Seiten des Oberteils eingesetzten Streifen eine Erweiterung. Das Leinenmieder ist herausgeschnitten, Reste sind noch an den Seiten erhalten. Es wurde um 1800/1810 hergestellt. Rücken- und Vorderteil sind je aus einem Stück.
Das Kleid stammt aus dem Besitz der Hedwig Freifrau von Zedlitz-Neukirch auf Rittergut Luga. Es kam 1914 als Schenkung in die Sammlung. Dazu gehörten neben Reit- und Jagdgeräten, Haushaltsgegenstände und Lehnsakten auch mehrere Kleidungsstücke, darunter eine Herrenweste mit Kniebundhose. Die Stücke stammen aus adligem Besitz und sind entweder von den vorhergehenden Besitzern des Herrenhauses oder von den Vorfahren der Baronin getragen worden.