Die nackten Gestalten eines Satyrs und einer Mänade stehen in etwas unklarer Ponderation nebeneinander, die Standbeine jeweils innen und die Spielbeine außen. Sie verschlingen die beiden einander zugewendeten Arme und legen die Hände auf die Schultern der anderen Figur, die beiden anderen stützen sie in die Hüften. Beide tragen kurze kappenähnliche Frisuren. Der Satyr ist durch einen kurzen, halbrund anliegenden Schwanz als solcher gekennzeichnet. Das Paar steht auf einer mitgegossenen streifenförmigen Plinthe, die an den äußeren Enden beschnitten wurde. Das Paar diente als figürlicher Griff des Deckels einer Cista, einem meist zylindrischem, an den Außenseiten mit Gravuren verziertem Bronzegefäß, das zum Aufbewahren von Schmuck, kosmetischen Artikeln oder ähnlichem verwendet wurde. Gefüllt mit diesen Gegenständen wurden die Cisten als Grabbeigaben vornehmer Frauen gefunden. Sie kamen fast ausschließlich bei Ausgrabungen in den Nekropolen von Praeneste, dem heutigen Palestrina, zutage.
Aus der ehemaligen Leipziger Ratsbibliothek, übernommen 1953