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Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Albrechtsburg Meissen Aus dem Leben der wettinischen Herrscher

Aus dem Leben der wettinischen Herrscher

Die monumentalen Wandgemälde der Albrechtsburg Meissen, die zwischen 1873 und 1881 entstanden, sollten ein „Denkmal der Liebe zwischen Fürst und Land“ schaffen. Mit „Land“ meinte man vor allem Sachsen, und mit „Fürst“ war das Adelsgeschlecht der Wettiner gemeint. Über die Mark Meißen herrschte dieses Fürstenhaus immerhin fast 800 Jahre (von 1125-1918) in ununterbrochener Erbfolge! Und so verwundert es nicht, wenn gerade das Motiv des Einzugs von Markgraf Konrad dem Großen in Meißen am Anfang des Bilderreigens steht. August der Starke, der sich von J. F. Böttger das Geheimnis der Porzellanherstellung zeigen lässt, beendet die Zeitreise durch die wettinisch-sächsische Geschichte. Mittendrin kann man „Vater“ August und „Mutter“ Anna entdecken – die im 19. Jahrhundert populärsten Wettiner. Er lässt gerade einen Obstbaum pflanzen, sie flößt einem kranken Kind Medizin ein. Fürsorglichere Herrscher kann man sich doch kaum wünschen, oder? Zweifel sind bei allen Bildern durchaus angebracht, denn es handelt sich um Historienmalerei. Dabei werden nicht reale Ereignisse neutral abgebildet, sondern es geht um die Schaffung von Andenken an ein Ereignis oder einen Herrscher – stets gesehen durch die Brille der Entstehungszeit, durch die Brille des Künstlers und natürlich durch die des Auftraggebers. Und Letzterer war das sächsische Königshaus!

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Wandbild: "Der Altenburger Prinzenraub, 1455 - Teil 3: Der feierliche Einzug...

Die dritte Szene der drei monumentalen Wandbilder zeigt die feierliche Rückkehr der Prinzen Ernst und Albrecht. Hinter ihnen ist in einer Sänfte ihr Vater, Kurfürst Friedrich (der Sanftmütige) zu sehen, im Vordergrund schreitet der geehrte Köhler. Außerdem hat sich am linken Bildrand der Künstler Oehme mit seiner Familie selbst dargestellt und darüber auf einem Plakat in eigener Sache geworben: „WIE DU AUSSCHAUST IM BILD, DEIN WEIB, DEIN KIND, DEIN GESCHLECHTES SCHILD, DEIN ROSZ, DEN HUND, DEIN FALK, DEIN AFFEN, DEIN JAGTGERÄTHE, DEIN GEWAFFEN WIRD BILLIG HIER ZU DENER FREUD BEI MIR IM HAUSE CONTERFEIT. OEHME“ Das Schicksal des Entführers Kunz von Kauffungens wurde in Freiberg besiegelt. Nach einem Schnellverfahren, das den Fehdebrief des Ritters vom Tage vor der Entführung außer Acht ließ, verlor Kunz am 14. Juli 1455 wegen Landfriedensbruchs seinen Kopf.

Wandbild: "Johann Friedrich Böttger als Gefangener im Laboratorium der...

In dieser ehemaligen Schlafkammer erinnern zwei großformatige Wandgemälde an den Alchimisten Johann Friedrich Böttger (1682-1719) und an die wegweisende Erfindung des europäischen Hartporzellans, die ihm 1708 unter der Leitung des Universalgelehrten Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651- 1708) mit einem Team weiterer Forscher gelungen ist. Der Historienmaler Paul Kießling (1836-1919) setzte das Geschehen mit dramatischen Lichteffekten in Szene. Diese treten besonders beim Experimentieren am Schmelzofen hervor, wo Böttger anfangs nach dem Stein der Weisen suchte, um aus unedlen Metallen Gold herstellen zu können. Der Gestaltungsvorschlag des 19. Jahrhunderts enthielt dazu die Bemerkung: „"Böttger als gefangener Laborant im Schlosse. Alchymistisches Laboratorium. Neben ihm der Secretär Matthieu, der Candidat Burkhard, der ‚alte Amans‘. An der Thür der wachthabende Gardeoffizier. 1705".“ Abgesehen davon, dass der Offizier bei der bildlichen Umsetzung ans Fenster gerückt wurde, hat Kießling keine weiteren Änderungen vorgenommen.

Wandbild: "Die Eroberung von Aarschot im Jahr 1489"

Erfolgreicher als im Krieg gegen Matthias Corvinus war Herzog Albrecht bei den Kämpfen in den aufständischen Niederlanden. Zu den ersten Siegen Albrechts in diesen mehrjährigen Auseinandersetzungen gehörte die Eroberung des heute in Belgien liegenden Aarschot. Einer der mächtigsten Gegner der kaiserlichen Politik in den Niederlanden war damals Philipp von Cleve, der von Frankreich unterstützt wurde und über einen bedeutenden Teil Flanderns und Brabants verfügte. Einen der Hauptstützpunkte bildete für Philipp die Stadt Aarschot am Fluss Demer, nördlich von Löwen. Sie hatte eine französische Besatzung, welche die Gegend um Mecheln bis Antwerpen in Unruhe versetzte und verwüstete. Albrecht überraschte die sorglosen Truppen zur Nachtzeit und eroberte den Ort. Die dabei stattgefundenen Straßenkämpfe dienten Scholtz als Motiv für dieses schon 1880 vollendete Wandgemälde.

Wandbild: "Befreiung der Stadt Franeker in Friesland im Jahr 1500"

Das Historiengemälde zur Befreiung der Stadt Franeker besteht aus mehreren Teilen, die Scholtz geschickt zusammengefügt hat. Links neben dem Kamin begrüßt Herzog Albrecht seinen zweitältesten Sohn, Heinrich den Frommen. Weil Albrecht eine kurze Reise nach Sachsen unternahm, musste Heinrich vorübergehend die Herrschaft in Friesland ausüben. Durch unkluges Handeln verursachte er jedoch einen erneuten Aufstand, wurde daraufhin in Franeker belagert und erst von seinem Vater wieder befreit. In dem rechts angrenzenden Gewölbezwickel blickt man von einer zinnenbewehrten Mauer auf die im Dunst liegenden Häuser und Türme. Die Gemälde von Julius Scholtz galten zu ihrer Entstehungszeit als modern und wegweisend. Der Dresdner Galeriedirektor Hans Posse meinte später sogar, sie gehörten „zum Beachtenswertesten, was die Historienmalerei des 19. Jahrhunderts hervorgebracht hat“.

Wandbild: "Kurfürst August und seine Gemahlin Anna von Dänemark um 1560"

Dieser Raum, der seinen Namen nach dem im 19. Jahrhundert populärsten wettinischen Herrscher trägt, besitzt das größte und figurenreichste Wandgemälde innerhalb der Albrechtsburg. Allein seine Breite bemisst sich auf 13,20 Meter. Kurfürst August (1526-1586) war der jüngere Bruder des 1553 gefallenen Moritz und galt als umsichtiger, kluger und auf den Wohlstand seines Landes bedachter Fürst. Deshalb verehrte man ihn auch als "Vater August" und seine dänische Ehefrau als "Mutter Anna". Dieses doch sehr einseitige Geschichtsbild veranschaulichte der Dresdner Maler Leonhard Gey (1838-1894) in seinem Gemälde. Als bewegtes Kulturbild zeigt es ein vielfältiges Menschengewimmel vor dem Meißner Burgberg. Im Vordergrund pflanzt ein frisch vermähltes Ehepaar einen Obstbaum, so, wie es der Kurfürst für alle Eheschließungen angeordnet hatte. Ein Winzer kredenzt August einen Becher Wein, während Anna ein krankes Kind in den Arm nimmt, um ihm die mitgebrachte Arznei einzuflößen. Die Fürstin verfügte tatsächlich über ein großes heilkundiges Wissen, pflegte selbst einen umfangreichen Kräutergarten und veröffentlichte sogar ein eigenes Arzneibuch. Ihr Gemahl förderte dagegen die Landwirtschaft, legte den Grundstein für die kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen, baute die Verwaltungsstrukturen aus, regelte das Justizwesen neu und sparte einen gewaltigen Staatsschatz an.

Wandbild: "Kurfürst Moritz eröffnet die Fürstenschule zu St. Afra im Jahr 1543"

Die Wandbilder der Kleinen Appellationsstube sind Kurfürst Moritz von Sachsen (1521-1553) gewidmet, dem mächtigsten Wettiner des 16. Jahrhunderts. Der Münchner Maler August Spieß (1841-1923) versuchte, durch üppige Renaissancekostüme und starke Lichtkontraste die Stimmungen des Reformationszeitalters zu vermitteln. In diesem ersten Gemälde stellte er dar, wie Moritz als gütiger Landesvater dem ersten Rektor der Meißner Fürstenschule die Gründungsurkunde übergibt. Die durch Luthers Thesen 1517 ausgelöste Reformationsbewegung setzte sich stark für die Förderung des Bildungswesens in Sachsen ein. Die fürstliche Landesschule St. Afra bereitete bis zu ihrer Auflösung 1945 begabte "Landeskinder "ungeachtet der sozialen Stellung ihrer Eltern auf ein Universitätsstudium vor und zog so eine hervorragend ausgebildete Pfarrer- und Beamtenschaft heran. Zu ihren berühmtesten Schülern zählten beispielsweise die Dichter Christian Fürchtegott Gellert und Gotthold Ephraim Lessing sowie der Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann. Im Jahre 2001 wurde die Schule am alten Standort als „Sächsisches Landesgymnasium Sankt Afra“ neu gegründet. Die Raumwand rechts neben dem Gemälde ist mit den Wappen aller drei sächsischen Landesschulen geschmückt: St. Afra in Meißen, St. Marien in Schulpforta (heute Sachsen-Anhalt) und St. Augustin in Grimma.

Wandbild: "Belagerung von Sluis im Jahr 1492"

Auch bei diesem Wandgemälde tritt Albrecht der Beherzte als Hauptfigur auf. Für Abwechslung sorgt die andersartige Umgebung mit ihrer weiten, flachen Landschaft an der Nordseeküste und die veränderte Kostümierung des Herzogs. Die flandrische Hafenstadt Sluis (deutsch: Schleuse) wurde von den königlichen Truppen seit Sommer 1492 belagert. Die geplante Eroberung gestaltete sich aufgrund der geografischen Lage im Marschland und wegen der Nähe zum Meer als sehr langwierig. Albrecht griff schließlich zu Lande und zu Wasser an, wodurch es ihm gelang, dieses letzte Bollwerk der Aufständischen doch noch einzunehmen. Die Kraft der gegen das Reich rebellierenden „Hoek’schen Partei“ (nach dem niederländischen Wort für „Haken“), die von Frankreich unterstützt wurde, war damit gebrochen und der sogenannte „Krieg der Brot- und Käseleute“ in Holland beendet worden. Albrecht übergab daraufhin die gesamten Niederlande dem Haus Habsburg als sicheren Besitz. Während dieses im Norden seine Herrschaft aber schon Ende des 16. Jahrhunderts wieder einbüßte, regierte es im heute belgischen Süden noch bis 1795.

Wandbild: "Bestürmung der Burg Meißen durch Herzog Mieszko von Polen im Jahr...

Den polnischen Angriff im 11. Jahrhundert veranschaulichte der Künstler durch eine dramatische Kampfszene. Den heldenhaften Deutschen, die die Burg erbittert verteidigen, werden in diesem national aufgeladenen, antislawischen Historienbild die verschlagenen, heidnischen Polen entgegengesetzt, die mit ihrem Eroberungsversuch letztlich scheitern. Jedoch war Polen bereits seit 966 ein christliches Herzogtum und der mit seinen Krummsäbeln als Vorbild dienende Mongolensturm fand erst im 13. Jahrhundert statt. Dass dagegen selbst die Frauen bei der Abwehr des Gegners halfen, ist in Chroniken überliefert. Ein erneuter Angriff der Polen am Folgetag unterblieb wegen eines über Nacht aufgetretenen Hochwassers der Elbe.

Entwurf zum Wandbild "Die Gründung der Burg Meißen durch König Heinrich I. im...

Das Gemälde stellt den Beginn der meißnisch-sächsischen Geschichte in einer frei erfundenen, symbolisch verdichteten Szene dar. Der erste deutsche König Heinrich I., der das Militärlager „Misni“ (und damit die spätere Reichsburg Meißen) nachweislich 929 gründete, pflanzt auf dem Burgberg eine Fahne als christliches Siegeszeichen auf und überreicht dem ersten Markgrafen Wigbert von Meißen, der gerüstet vor ihm kniet, die Belehnungsurkunde. Indem der Maler die Gründung Meißens mit der erst 965 unter Kaiser Otto I. erfolgten Einrichtung der Markgrafschaft zusammenlegte, schuf er ein populäres Geschichtsbild, das den Anfang sächsischer Staatlichkeit eindrücklich hervorhebt.

Gemälde: Entwurf zum Wandbild "Der Einzug der Leipziger Professoren und...

Dieses Wandgemälde erinnert an die mehrmonatige Verlegung des Leipziger Universitätsbetriebs nach Meißen, die wegen des Schmalkaldischen Krieges im Januar 1547 notwendig geworden war. Auf der Wand gegenüber prangt zudem das Leipziger Universitätssiegel als Hinweis darauf, dass die provisorischen Hörsäle in den Schlossräumen eingerichtet wurden. Die Hochschule entstand bereits 1409 unter Markgraf Friedrich dem Streitbaren, der die damals von den Hussiten aus Prag vertriebenen deutschen Professoren in Sachsen aufnahm. Im Februar 1529 schlossen sich dann die Anhänger des evangelischen Glaubens zum Schmalkaldischen Bund zusammen. Dazu gehörte auch Sachsen. 1530 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg das evangelische Religionsbekenntnis veröffentlicht, das die von Philipp Melanchthon zusammengefassten neuen religiösen Lehrsätze enthielt. Da sich der Protestantismus nun immer stärker ausbreitete, war mit militärischen Gegenreaktionen des katholischen Kaisers zu rechnen. Im Herbst 1545 kam es zu den ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, die schließlich mit dem „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 beendet wurden. Als thematische Ergänzung zu diesem Wandbild war in der Kleinen Appellationsstube ursprünglich noch ein drittes Gemälde mit dem Titel „Die Vorlesung eines Professors im Schloss“ vorgesehen, auf das aus Kostengründen jedoch verzichtet wurde. Verzichten musste man außerdem auf die Mitarbeit von Heinrich Spieß, der anstelle seines Bruders 1875 den Auftrag zum „Einzugsbild“ erhalten hatte, aber noch im selben Jahr verstorben war.

Entwurf zum Wandbild "Die Bestürmung der Burg Meißen im Jahr 1015" (Ölskizze)

Den polnischen Angriff im 11. Jahrhundert veranschaulichte der Künstler durch eine dramatische Kampfszene. Den heldenhaften Deutschen, die die Burg erbittert verteidigen, werden in diesem national aufgeladenen, antislawischen Historienbild die verschlagenen, heidnischen Polen entgegengesetzt, die mit ihrem Eroberungsversuch letztlich scheitern. Jedoch war Polen bereits seit 966 ein christliches Herzogtum und der mit seinen Krummsäbeln als Vorbild dienende Mongolensturm fand erst im 13. Jahrhundert statt. Dass dagegen selbst die Frauen bei der Abwehr des Gegners halfen, ist in Chroniken überliefert. Ein erneuter Angriff der Polen am Folgetag unterblieb wegen eines über Nacht aufgetretenen Hochwassers der Elbe.

Wandbild: "Kurfürst Moritz auf dem Sterbebett nach der Schlacht bei...

Im rechten, elbseitigen Wandbild der Großen Appellationsstube inszenierte der Künstler den Schlachtentod des siegreichen Feldherrn als "Opfertod" für Sachsen. In Rossmanns Entwurf zur Ausschmückung ist diese Szene noch nicht erwähnt. Offenbar wurde sie erst später in das Bildprogramm mit aufgenommen. Der geschichtliche Hintergrund für das Bild war der Zweite Markgrafenkrieg, der erst 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden endete. Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg kämpfte seit 1552 vor allem gegen die katholischen Hochstifte, wie Würzburg, Bamberg und Speyer, und bemühte sich um eine Vormachtstellung in Franken. Auf Angriffe gegen die Reichsstadt Nürnberg reagierten Hessen und Sachsen zunächst noch mit politischen Interventionen. Doch schließlich brachte Moritz ein Fürstenbündnis zustande, das am 9. Juli 1553 die verlustreiche Schlacht bei dem niedersächsischen Dorf Sievershausen gewann. Dabei wurde im letzten Moment auch Moritz von einer Kugel getroffen. Zwei Tage lang rang er mit dem Tod, erlag dann aber doch seinen schweren Verletzungen.

Wandbild: "Schloss Eger" (Mittagsstimmung)

Landschaftsdarstellungen (von Friedrich Preller dem Jüngeren): Der Sohn des berühmten Landschaftsmalers gleichen Namens gestaltete in den Fensternischen vier romantische Landschafts- und Stadtansichten, die sich auf das Leben des Bauherrn der Albrechtsburg, Albrecht den Beherzten, beziehen und mit ihrer unterschiedlich hellen Lichtstimmung sowohl die vier Tageszeiten als auch die Lebensaltersstufen versinnbildlichen. / 2.: Schloss Eger - Das zweite Bild zeigt das Schloss und die alte Reichsstadt Stadt Eger (heute: Cheb) in Nordböhmen, wobei im Vordergrund die Hochzeit Albrechts mit der Königstochter Zdena (Sidonia) 1459 dargestellt ist. Auf einer Wiese am Fluss Eger steht das vornehme Brautpaar inmitten eines Hoflagers. Vermutlich der Brautvater, König Georg von Podiebrad, hält dem Paar einen Trinkpokal entgegen. Vorn links stehen Fanfarenbläser, rechts Teile der Hofgesellschaft an einer Tafel. Edelleute in zwei Kähnen queren gerade den Fluss, über dem sich majestätisch die Burg erhebt. Diese war ab 1179 nach dem ersten Besuch Kaiser Friedrich Barbarossas zur Kaiserpfalz ausgebaut worden. Nach dem Ende der Staufer-Dynastie kam die Pfalz in den Besitz der böhmischen Könige, die sie bis 1471 nutzten und dann der Stadt Eger übergaben.

Wandbild: "Das Gastmahl zu Mecheln im Jahr 1493"

Die durch das Vorhangbogenfenster in zwei Teile gegliederte Gastmahlszene wurde von Julius Scholtz humorvoll angelegt und erst 1882 vollendet: Albrecht der Beherzte, der in der linken Bildhälfte dargestellt ist, hatte geschworen, seinen Bart so lange wachsen zu lassen, bis er Flandern im Auftrage des deutschen Kaisers vollständig unterworfen habe. Die verwitwete Herzogin von Burgund und deren Stiefenkelin Margaretha nahmen bei diesem repräsentativen Gastmahl Anstoß an dem verwilderten Aussehen des sächsischen Herzogs. Sie sollen darüber so erzürnt gewesen sein, dass sie sich wohl von König Maximilian I. dazu anstiften ließen, Albrecht den Bart hinterrücks einfach abzuschneiden. Maximilian, der im Bild nicht dargestellt ist, wurde 1486 noch zu Lebzeiten seines Vaters, Kaiser Friedrichs III., zum deutschen Titularkönig gewählt, konnte jedoch erst nach dessen Tod 1493 die Nachfolge auf dem Thron antreten.

Wandbild: "Die Belehnung der Prinzen Ernst und Albrecht durch ihren Oheim...

Die Belehnung der beiden wettinischen Prinzen fand 1465 durch ihren Onkel (früher: Oheim, ursprünglich speziell nur für den Bruder oder Schwager der Mutter) Kaiser Friedrich III. in Neustadt bei Wien statt. Ihr Vater, Kurfürst Friedrich der Sanftmütige, hatte noch vor seinem Tode angeordnet, dass beide Söhne mit eigenem Land ausgestattet werden sollten. Dennoch regierten sie ihre Länder anfangs gemeinsam, wobei hauptsächlich Ernst die Geschäfte führte, während Albrecht oft auf Reisen war. Im Gemälde ist links auf dem Schoß des Kaisers ein Evangelienbuch dargestellt, welches vom Haushofmeister und einem Kämmerer gehalten wird. Vor dem Kaiser kniet zunächst Ernst, der zwei Finger auf das Buch gelegt hat und die Eidesformel nachspricht, die der Reichskanzler vorliest. Prinz Albrecht hält dabei, gemäß dem Brauch, wenn zwei oder mehrere Personen belehnt werden, den Mantel des älteren Bruders.

Wandbild: "Die Westfriesen tragen Herzog Albrecht dem Beherzten im Jahre 1498...

Aufgrund der charaktervollen Porträts von Albrecht und den westfriesischen Gesandten sowie dem Licht- und Schattenspiel ist dieses Bild von besonderem Reiz. Nach der Unterwerfung der Niederlande verlieh König Maximilian I. an Albrecht den Orden des Goldenen Vlieses, der auch auf dem Porträt des Herzogs von 1494 zu sehen ist. Die lang andauernden Kämpfe hatten Albrecht erhebliche Kosten verursacht, die nun wiederzuerstatten waren. Da das Haus Habsburg aber nicht zahlen konnte, überließ ihm Maximilian 1494 die Würde eines „Ewigen Gubernators“ von Friesland. Doch um das versprochene Land endgültig in seinen Besitz zu bringen, waren neue Kämpfe gegen die Westfriesen (eigentl. westerlauwersche Friesen in der heutigen Provinz Friesland) erforderlich. 1498 wurde Albrecht schließlich als erblicher Statthalter von Friesland anerkannt, ein Amt, was die Wettiner aber nur bis zu Albrechts Tod am 12. September 1500 behielten.

Wandbild: "Der von Kurfürst Moritz berufene Conventus deliberativus am 1. Juli...

Die beiden großformatigen Wandgemälde des Historienmalers James Marshall (1838-1902) thematisieren die Auseinandersetzungen der Reformationszeit. Das linke Gemälde zeigt eine Theologenversammlung in Meißen, die unter dem Bildnis Martin Luthers (1483-1546) und unter Aufsicht des Kurfürsten über Zugeständnisse der protestantischen Seite an den katholischen Kaiser berät. Im Entwurf für das Bild heißt es, der Konvent verhandelt „über die Möglichkeiten der Annahme des Augsburger Interim (zur Herstellung eines friedlichen Zustandes zwischen den Confessionen im Reiche)“. Anwesend waren auch Reformator Philipp Melanchthon, der links im Vordergrund dargestellt ist, sowie Georg von Anhalt. Georg, genannt „der Gottselige“, war Landesfürst von Anhalt-Dessau, anfangs katholischer Priester und später evangelischer Reformator. 1524 wurde er zum Dompropst von Magdeburg und Meißen ernannt. Während er zu dieser Zeit die neuen Gedanken noch bekämpfte, wandelte sich seine Haltung durch den Aufbau einer persönlichen Freundschaft zu Luther und Melanchthon im benachbarten Wittenberg, wobei er erst 1530 offiziell zum Protestantismus übertrat. Er nahm damit eine vermittelnde Haltung ein, die sich vermutlich auch bei dem Konvent in Meißen bemerkbar machte. Dieses kaum bekannte Ereignis der Reformationsgeschichte wurde von dem mit der künstlerischen Gesamtplanung beauftragten Hofrat Wilhelm Rossmann mit Bedacht ausgewählt, weil es gerade hier um eine friedliche Einigung zwischen den Konfessionen ging. Genau diese Sichtweise war im Königreich Sachsen, einem überwiegend evangelischen Land mit katholischem Königshaus, im 19. Jahrhundert ausdrücklich erwünscht.

Wandbild: "Überfall auf Neuss im Jahr 1474"

Die Gemälde in den Kurfürstenzimmern verfügen weder über das monumentale Pathos noch über den bilderbuchhaften Stil der anderen Wandbilder. Inhaltlich sind sie aber vollständig in das 1873 vom Geheimen Hofrat Wilhelm Rossmann entwickelte Gesamtkonzept der künstlerischen Ausstattung einbezogen. So heben die Bilder hier vor allem die kriegerischen Taten Herzog Albrechts für Kaiser und Reich hervor. Seinen ersten militärischen Einsatz hatte Albrecht bei der Belagerung von Neuss am Niederrhein. Scholtz ließ jedoch den Herzog, der die Pläne Karls des Kühnen von Burgund vereitelte, sich selbst die deutsche Königskrone zu ertrotzen, nur als Hintergrundfigur auftreten. In mehrfach vergeblichen Versuchen zur Stürmung der Stadt lieferte sich Karl einen zähen, verlustreichen Kampf mit dem von Albrecht geführten Reichsheer. Die Belagerung selbst dauerte fast ein Jahr bis zum Juni 1475. Karl der Kühne hatte sich kurz zuvor in einen Streit zwischen dem Erzbischof von Köln und seinem Kapitel eingemischt, indem er den Zwist dazu nutzte, die Schirmvogtei über das Erzstift an sich zu ziehen. So drang er in das Gebiet ein und belagerte Neuss.

Wandbild: "Der Einzug der Leipziger Professoren und Studenten in Meißen im Jahr...

Das zweite Gemälde erinnert an die mehrmonatige Verlegung des Leipziger Universitätsbetriebs nach Meißen, die wegen des Schmalkaldischen Krieges im Januar 1547 notwendig geworden war. Auf der Wand gegenüber prangt zudem das Leipziger Universitätssiegel als Hinweis darauf, dass die provisorischen Hörsäle in den Schlossräumen eingerichtet wurden. Die Hochschule entstand bereits 1409 unter Markgraf Friedrich dem Streitbaren, der die damals von den Hussiten aus Prag vertriebenen deutschen Professoren in Sachsen aufnahm. Im Februar 1529 schlossen sich dann die Anhänger des evangelischen Glaubens zum Schmalkaldischen Bund zusammen. Dazu gehörte auch Sachsen. 1530 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg das evangelische Religionsbekenntnis veröffentlicht, das die von Philipp Melanchthon zusammengefassten neuen religiösen Lehrsätze enthielt. Da sich der Protestantismus nun immer stärker ausbreitete, war mit militärischen Gegenreaktionen des katholischen Kaisers zu rechnen. Im Herbst 1545 kam es zu den ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, die schließlich mit dem „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 beendet wurden. Als thematische Ergänzung zu diesem Wandbild war in der Kleinen Appellationsstube ursprünglich noch ein drittes Gemälde mit dem Titel „Die Vorlesung eines Professors im Schloss“ vorgesehen, auf das aus Kostengründen jedoch verzichtet wurde. Verzichten musste man außerdem auf die Mitarbeit von Heinrich Spieß, der anstelle seines Bruders 1875 den Auftrag zum „Einzugsbild“ erhalten hatte, aber noch im selben Jahr verstorben war.

Wandbild: "Einzug in das besiegte Haarlem im Jahr 1492"

Dieses Historienbild zeichnet sich besonders durch eine gelungene koloristische Behandlung der Straßenszene aus. Der Künstler verzichtete auf klare Konturen und ließ den Hintergrund sanft verschwimmen, um eine große Raumtiefe anzudeuten. Bereits 1487 war Albrecht dem deutschen König Maximilian I. in den Niederlanden zu Hilfe gekommen, nachdem dieser von Bürgern in der heute belgischen Stadt Brügge gefangen gesetzt worden war. Maximilian, der auch als "Der letzte Ritter" populär geworden ist, ernannte nach seiner Befreiung Albrecht 1488 zum königlichen Statthalter der Niederlande. Bis 1493 gelang es ihm, die gesamten abtrünnigen Gebiete unter seine Kontrolle zu bringen. Er nahm Brüssel und Brügge ein, unterwarf die Westfriesen in der heutigen Provinz Friesland und bemächtigte sich im Mai 1492 auch der Stadt Haarlem, wo er trotz harter Friedensbedingungen mit allen Ehren empfangen wurde.

Wandbild: "Johann Friedrich Böttger zeigt August dem Starken die Arkana, 1710"

Im linken Bild stellte der Künstler dar, wie Johann Friedrich Böttger seinem Kurfürsten die Geheimnisse der Porzellanherstellung vorführt. Indem Kießling das Ereignis mit der Jahreszahl 1710 datiert, dabei auch von einer Fabrik spricht und scheinbar einen Raum des Schlosses abbildet, verlegte er das ursprüngliche Geschehen der Porzellanerfindung geschickt auf die Albrechtsburg. Dies ist jedoch in doppelter Hinsicht falsch, da sich erstens der entscheidende Durchbruch beim Experimentieren schon am 15. Januar 1708 ereignete und weil sich zweitens der Erfindungsort in der Dresdner Jungfernbastei befand. Unterhalb der heutigen Brühlschen Terrasse hat August der Starke bereits damals die Arkana in Augenschein genommen und schließlich am 23. Januar 1710 die Gründung der Porzellanmanufaktur veranlasst. Im Juni zogen deren erste Mitarbeiter in das bis dahin leer stehende Meißner Schloss ein, das wegen seiner Lage auch einen guten Schutz für die Produktionsgeheimnisse versprach. Insgesamt 153 Jahre sollte die Manufaktur hier verbleiben.

Wandbild: "Schloss Tharandt" (Abendstimmung)

Landschaftsdarstellungen (von Friedrich Preller dem Jüngeren): Der Sohn des berühmten Landschaftsmalers gleichen Namens gestaltete in den Fensternischen vier romantische Landschafts- und Stadtansichten, die sich auf das Leben des Bauherrn der Albrechtsburg, Albrecht den Beherzten, beziehen und mit ihrer unterschiedlich hellen Lichtstimmung sowohl die vier Tageszeiten als auch die Lebensaltersstufen versinnbildlichen. / 3.: Schloss Tharandt - Im Hintergrund des dritten Landschaftsbildes kann man eine Burg erkennen. Es soll das heute nur noch als Ruine erhaltene Schloss Tharandt sein, der Lieblingsort Albrechts des Beherzten. Die für die sächsische Geschichte wichtige Burganlage entstand Anfang des 13. Jahrhunderts auf einem Bergsporn über der Weißeritz. Bis zum Jahre 1400 wurden ihre Befestigungsanlagen soweit ausgebaut, dass die Burg als eine der stärksten des Landes galt. Während der Hussitenkriege war Tharandt 1429 stark umkämpft. Trotzdem wurden hier aufgrund ihrer Festigkeit wichtige Urkunden und Wertsachen des Kurfürstenhauses aufbewahrt. Seit 1476 residierte zeitweise Herzogin Zdena auf der Burg, die deshalb auch eine wohnlichere Ausstattung erhielt. Zwischen 1500 und 1510 diente ihr die Burg als fester Witwensitz.

Wandbild: "Ankunft im Gelobten Land im Jahr 1476"

Herzog Albrecht, der mit seinem Gefolge ab März 1476 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternahm, betritt in diesem Bild demütig und stolz zugleich die Ufergestade Palästinas. Insgesamt begleiteten ihn 118 Personen, darunter ein Arzt und ein Rechtsgelehrter. Für die Reise wurde auch ein rotes Banner angefertigt, das in der linken Bildhälfte dargestellt ist. Der Weg führte über Altenburg, Weimar, Bamberg, Nürnberg und München nach Innsbruck. Von dort ging es weiter über Verona und Mantua nach Bologna, wo die Gesellschaft am 10. April eintraf. Das Osterfest am 14. April feierte Albrecht in Florenz. Anschließend unternahm er einen Abstecher nach Rom. Dann zog er nach Venedig, von wo aus die Reise per Schiff über Korfu und Rhodos bis Jaffa fortgesetzt wurde. Hier hatten Albrechts Begleiter zunächst Furcht, ihre Schiffe zu verlassen, da den Moslems nur wenig Vertrauen entgegengebracht wurde und Gerüchte über deren Gefährlichkeit kursierten. In der Grabeskirche von Jerusalem erteilte Herzog Albrecht, der aus Angst vor türkischen Übergriffen inkognito als „Junker von Grym“ unterwegs war, vielen seiner Begleiter den Ritterschlag. Bereits am 11. August begann die Rückfahrt nach Zypern. Nach einem letzten Zwischenstopp am Kaiserhof in Wien traf der Herzog am 30. November 1476 wieder in Sachsen ein.

Wandbild: "Der Altenburger Prinzenraub, 1455 - Teil 2: Die Befreiung Albrechts...

Nach der Volkssage ereignete sich der zweite Höhepunkt des Prinzenraubes im Erzgebirge. In den Wäldern des Dorfes Waschleithe bei Grünhain soll der Köhler Georg Schmidt den damals 11-jährigen Prinzen Albrecht aus seiner Geiselhaft befreit haben. Zum Dank wurde Schmidt mit freiem Holz zum Kohlenbrennen und einem Gut bei Zwickau beschenkt und in den niederen Adelsstand erhoben. Die Familie nannte sich fortan „von Triller“, weil der Köhler den gestürzten Kunz mit seinem Schürbaum weidlich „getrillt“ (geschlagen) hatte. Tatsache ist, dass sich die Entführer nach dem Raub teilten: Die eine Gruppe wollte mit Ernst über das Vogtland, die andere mit Albrecht etwas östlicher über Stollberg nach Böhmen gelangen. Jedoch gelang es Albrecht, noch am selben Tag zu entkommen und Hilfe zu holen.

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