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Deutsches Damast- und Frottiermuseum Schatzkammer der Damaste - Coding da Vinci Ost³ 2022

Schatzkammer der Damaste - Coding da Vinci Ost³ 2022

Diese Objekte werden als offene Kulturdaten im Kulturhackathon Coding da Vinci Ost³ 2022 zur Verfügung gestellt.
Weitere Informationen unter: https://codingdavinci.de/de/events/ost3-2022

[ 19 Objekte ]

Neptunserviette mit Stieropfern

Die Stierjagd im Zentrum der Serviette untermalt thematisch die Neptunszene am Rand. Sie erinnert an die Stieropfer für den antiken Meeresgott. Bemerkenswert ist die Bewegtheit der Motive auf dem sehr feinen Damast: Die Umhänge der Wasserwesen flattern im Wind, ausladende Gesten machen die Figuren lebendig … Mit diesem offenbar sehr beliebten Dekor ist eine außergewöhnlich große Tafeldecke im Kunstgewerbemuseum Dresden erhalten.

Damasttuch mit Ansicht im altägyptischen Stil

Eine regelrechte Ägyptenbegeisterung weckte Napoleon Bonapartes Ägyptenfeldzug 1798–1801. Prachtvoll illustrierte Expeditionsberichte mitgereister Wissenschaftler und Künstler inspirierten zu einer neuen Mode. Offensichtlich reagierten die Großschönauer Musterzeichner und Damastweber schnell auf diesen Trend. Dem Damasttuch liegt ohne Zweifel ein Stich zugrunde. Allerdings konnte die Vorlage noch nicht eindeutig identifiziert werden. Als Motiv käme der Vorhof des kleinen Hathortempels in Philae in Betracht. Denkbar wäre auch ein noch vor der griechisch-römischen Epoche entstandener Tempel. Nicht sinnvoll zu entziffern sind die Hieroglyphen auf dem das Mittelmotiv begrenzenden Band. Ihre Anordnung ist wohl der Fantasie des Künstlers entsprungen.

Altartuch

Das Altartuch beeindruckt durch seine Größe und die Fernwirkung des Motivs. Dargestellt ist Jesus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern vor seinem Kreuzestod. Als Schutz und Schmuck des Altars unterstrich das Tuch die Heiligkeit der Eucharistiefeier. Bei ihr gedenken die Gläubigen mit Brot und Wein des Abendmahls Jesu. Das Tuch steht für die frühe Großschönauer Bilddamastweberei, in der christliche Motive einen großen Raum einnahmen. Der aus der zweiten Großschönauer Damastweber-Generation stammende Gerichtsälteste David Wentzel schenkte es 1709 der Lückendorfer Kirche. Dort schmückte es den Altar alljährlich vom Osterfest bis Michaelis (29. September).

Serviette mit Jagdszenen

Ein ebenso gefragter wie traditioneller Schmuck der herrschaftlichen Tafel waren Jagdmotive, blieb doch die Jagd lange Zeit ein Privileg der vornehmen Auftraggeber der Damasttücher. Die außergewöhnlich kleine Serviette zeigt mehrere Jagdszenen übereinander gereiht, gegliedert durch chinoise Architektur.

Fragment eines Tafeltuchs mit floralem Dekor

Im Museum sind vier Teile des frühen – wohl Großschönauer – Tafeltuchs erhalten. Das Zentrum der Fragmente, die zusammen das Mittelfeld bildeten, ziert ein Flächendekor aus verschiedenen pflanzlichen Motiven. Auch die Bordüre schmückt ein florales Dekor. Das Monogramm »CHK 1716« dient als terminus ante quem – es erlaubt den Schluss, dass das Tuch 1716 oder früher entstanden ist. Blüten und Pflanzen waren – je nach Mode und Geschmack unterschiedlich gestaltet – über alle Zeiten hinweg eine beliebte Zierde für Tafelwäsche. Im Naturstudium gewonnene florale Motive machen daher den größten Teil der Großschönauer Damast-Muster aus.

Gedenktuch zur Silberhochzeit

Der Gruß der Webschule Großschönau zur königlich-sächsischen Silberhochzeit ist ornamental gerahmt. Die Eckmedaillons zieren Veduten (Ansichten) von Schloss Moritzburg, der Albrechtsburg Meißen und Schloss Pillnitz. Das vierte Motiv konnte bisher nicht sicher identifiziert werden. Ab 1857 macht der allmähliche Übergang zur industriellen Produktion die Ausbildung von Arbeitskräften an einer höheren Fachschule notwendig. Eine erste Webschule gründeten die Großschönauer 1866. 1871/72 folgte der Bau einer neuen Schule für die praktische und theoretische Webereilehre, Technik, Fachzeichnen und die kaufmännische Lehre.

Gedenktuch zur Hochzeit

Nicht länger ein Privileg gekrönter Häupter: Im 19. Jahrhundert wuchs auch in bürgerlichen Kreisen der Wunsch, besondere Lebenshöhepunkte in Damast festzuhalten. Das Gedenktuch erinnert an die Hochzeit zweier eng mit der Großschönauer Damastmanufaktur verbundener Familien: Clara Rosalie Waentig aus der Damastfabrikanten- und Musterzeichnerdynastie Waentig, Enkeltochter des Erbauers des Kupferhauses, und Friedrich August Krause, (Baum-)"Wollfabrikant" aus Neugroßschönau.

Werbetuch mit Auszeichnungen

Das Werbetuch zeigt die Medaillen, mit denen die „Damast-Fabricate“ der Großschönauer Firma Christian David Waentig & Söhne zwischen 1835 und 1851 ausgezeichnet wurden. Aber auch der fein gearbeitete Damast selbst ist Werbung in eigener Sache. Hergestellt: 1851 oder später.

Gedenktuch „Frieden zu Teschen“

Der Frieden ist weiblich: Im Zentrum des Damasts versinnbildlicht eine Frauengestalt auf zerbrochenem Kriegsgerät den Frieden von Teschen (Cieszyn/Český Těšín). Zwischen Österreich und Preußen am 13. Mai 1779 geschlossen, beendete er den Bayerischen Erbfolgekrieg. Zeitgeschichtlichen Motive – Kriege, Friedensschlüsse, Krönungen – waren häufig Gegenstand damastener Gedenktücher. Als zweifarbige Halbseidendamaste gewebt, hatten sie eher repräsentativen Charakter. Als einfarbige Leinen-Ausführungen konnten sie auch als Tafelwäsche dienen. Inschrift: "Uns hat die Vorsicht | Friede bescheret. | Geschlosßenen Frieden | zu Teschen. | den 13 May 1779" Hergestellt: 1779 oder später.

Tee- bzw. Kaffeetuch „im japanischen Stil“

Das filigran gemusterte Tuch wurde 1867 auf einem Handwebstuhl für die Weltausstellung in Paris gefertigt. Trotz der Bezeichnung „im japanischen Stil“ haben die eingewebten Motive ihren Ursprung in Abbildungen auf chinesischen Seidenstickereien oder Porzellan. Der Damast steht damit in der Tradition der seit dem 16. Jahrhundert in Europa populären Chinoiserien. Von diesem wichtigen Dekor sind im Museum weitere Formate vom Tafeltuch bis zu Servietten in verschiedenen Farben und Qualitäten erhalten.

Servietten mit Wappen Sachsen-Coburg (?)

Damastservietten mit dem Wappen Sachsen-Coburg (?) und dem Wahlspruch "fideliter et constanter" (treu und standhaft).

Tafeltuch mit floralem Dekor

In edlem Weiß in Weiß gehalten, zieren zwei in Reihen versetzt gewebte Blumenbuketts die Mitte des Tafeltuches. Die Bordüre und die Eckmotive entwickeln sich entlang eines Perlbandes aus von Blütenarrangements durchflochtenen muschelförmigen Ornamenten (Rocaillen). Einst wurde Tischwäsche aus Leinen-Damast vor dem ersten Benutzen oder nach dem Waschen kalt gemangelt und gepresst – bis heute die beste Art der Pflege. Die dabei entstandenen Falten im Tafeltuch waren gewollt. Sie markierten den Platz für die Gedecke – und damit den Sitzabstand zum Nachbarn. Herausragende Persönlichkeiten beanspruchten mehrere solcher Segmente für sich allein.

Tischwäschefragment vom Hof des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III.

Für kostbare Tischwäsche aus Damast typisch, schimmert Weiß in Weiß das Reiterbild und die Inschrift »Iohan Georg III•H•Z•S 1666«. Letztere legt die Entstehung des Damasts anlässlich der Hochzeit des späteren sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. nahe. Die außergewöhnlich große Reiterdarstellung weist auf die Bedeutung des Herrschers hin – unterstützt durch die über ihm schwebenden Engel, die ihn mit einem Lorbeerkranz bekrönen. Die Gestaltung erinnert an niederländische Stücke, setzt sich jedoch durch die einfachere Ausführung deutlich ab. Nach heutigem Wissen handelt es sich um den ältesten erhaltenen Großschönauer Damast. Inschrift: „Iohan Georg III·H·Z·S 1666“ Großschönau (?), 1666 oder später

Damasttuch mit Planetengöttern

In der Mitte des Tuches versammeln sich antike Gottheiten. Zentrale Gestalt ist Apoll, Sonnengott und Lehrer der Musen, umringt von Göttervater Jupiter, der Liebesgöttin Venus, dem Götterboten Merkur, der Jagd- und Mondgöttin Diana, dem Kriegsgott Mars sowie Saturn, Gott der Saat und Ernte. Diese römischen »Planetengötter« spielten in der höfischen Festkultur eine herausragende Rolle. Ihnen wurden Einflüsse auf das Weltgeschehen, die Jahreszeiten und den Menschen zugeschrieben. Entsprechend umgibt ein Band der zwölf Tierkreiszeichen die Göttergruppe. Am Rand des Tuches illustrieren vier Erdteile sowie die vier Elemente Ignis (Feuer), Aer (Luft), Aqua (Wasser) und Terra (Erde) in menschlicher Gestalt die Einflusssphäre der Planetengötter. Dieses prächtige rot-weiße Bildgewebe enthält keinerlei Musterwiederholungen und besitzt mit über 150 Schussfäden pro Zentimeter eine sehr hohe Feinheit. Es ist zu vermuten, dass das Tuch nicht als Tischwäsche, sondern als Schmuck diente. Das leuchtende Rot des Hintergrundes dürfte durch importiertes, bereits gefärbtes Seidengarn erzeugt worden sein.

Serviette "Raub der Proserpina"

Das Muster stellt die antike Sage vom Raub der Proserpina dar. Mit Zustimmung Jupiters (höchster römischer Gott) hatte Pluto (Gott der Unterwelt) Proserpina entführt. Ihre Mutter Ceres (Göttin des Ackerbaus) war verzweifelt und ließ alle Vegetation auf der Erde erstarren, wodurch den Göttern nichts mehr geopfert werden konnte. Dadurch erzwang sie die Herausgabe ihrer Tochter. Pluto hatte Proserpina in der Unterwelt vom Granatapfel (Symbol der Ehe) kosten lassen, wodurch sie ihm unauflöslich verbunden war. Jupiter fand einen Kompromiss, der die Mutter tröstete, ihn wieder zu seinen Opfern kommen ließ und die geschlossene Ehe respektierte. Jeweils für ein drittel des Jahres sollte Proserpina bei Pluto in der Unterwelt bleiben, was die Natur in winterliche Starre fallen ließ. Den anderen, größeren Teil des Jahres durfte sie auf der Erde leben, wo dann die Pflanzen wachsen und Früchte tragen konnten. Mitte: Das Rundbild stellt Ceres dar, die auf einem von Drachen gezogenen Wagen durch die Nacht fährt und ihre Tochter sucht. Rechteck in den Querkanten: Pluto raubt Proserpina, die mit ihren Freundinnen Blumen pflückt. Gestürzt Rechteck in den Längskanten: Jupiter und Juno (Jupiters Gemahlin, höchste römische Göttin) sitzen auf einem Thron. Ops (Göttin der Hilfeleistung) empfängt Ceres. Der Götterbote Hermes steht bereit, um Pluto die Botschaft Jupiters zu überbringen. Geschwenkt Ecken: Ein Satyr (Geist im Gefolge des Dionysos) spielt die phrygische Doppelflöte und deutet damit auf die Tragik des Geschehens hin. Geschwenkt und gestürzt Die Rundbilder in den äußeren Kanten und Ecken sollen psychische Zustände Proserpinas verdeutlichen.

Friedenstuch Frieden von Hubertusburg 1763

Gewebe zeigt: Mitte: Ansicht von Schloss Hubertusburg, links oben Posaune blasender Engel als Friedensbote Legende: NUNCIA PACIS (lat. Verkünderin des Friedens) In Hubertusburg Den Friden Geschlossen Den 15 Februar Gefeiert Den 21 Martius Anno 1763 Querkante; sitzende allegorische Gestalt mit Waage in der linken Hand, links Getreidehalme mit Ähren, rechts ein Weinstock Längskante: sitzende allegorische Gestalt mit Palmzweig in der linken Hand und Füllhorn mit Früchten im rechten Arm, auf beiden Seiten je eine Palme Ecke: diagonal stehende allegorische Gestalt mit Zepter in der rechten und Kornähre in der linken Hand, auf beiden Seiten je ein großer Palmzweig Legende: GERMANIA PACCATA (lat. Das befriedete Deutschland) Das Tuch und ein Teil der Legende sind von einer Ornamentkante im Rokokostil eingefasst. 0,5 cm breites und aus 3 Reihen bestehendes Schachbrettmuster an der linken Webkante und den Schnittkanten, an der rechten Webkante ist das Schachbrettmuster nur im Ansatz sichtbar. Die Darstellung auf dem Friedenstuch ähnelt einer Medaille von Oexlein (1715-87, 1737 Münzmeister in Regensburg, seit 1740 in Nürnberg)

Dresdner Tuch

In der Mitte im Oval, Dresden im Vordergrund die alte Augustusbrücke und die Elbe, im Hintergrund die Frauenkirche, katholische Hofkirche und Semperoper Das Oval ist von 4 Rechtecken umgeben. Unten: Jagdschloss Moritzburg, Legende: Moritzburg Links: Ansicht auf der Bastei in der Sächsischen Schweiz Legende: Bastei Oben Meißen mit Burg und Elbbrücke, Legende: Meissen Rechts: Schloss Pillnitz, im Vordergrund die Elbe mit 2 Segelboten und einem Ruderboot, Legende: Pillnitz In den Ecken Leier und Schwert, mit verschiedenen Blättern, Blüten und Früchten umwunden, links unten Rosenblüten und –blätter, links oben Lorbeerblätter, rechts oben Eichenlaub, rechts unten Weinlaub und –trauben Die Ecken sind kreisförmig von stilisierten, überwiegend floralen Ornamenten eingerahmt, die in Eichen- und Lorbeerblätter übergehen. um 1860 in wenigen Stücken von der Firma Prölß sen. seel. Söhne für den sächsischen Königshof hergestellt.

Vitatuch auf den Deutschen Zollverein

Das Vivattuch feiert den Zusammenschluss zahlreicher Länder zum Deutschen Zollverein. Wie Kriege und Friedensschlüsse wirkte sich auch der Wegfall der Binnenzölle innerhalb des Zollvereins auf die Großschönauer Damastmanufaktur aus – sie erreichte mit etwa 1000 Webstühlen ihren Höchststand. Ein Zeitgenosse konstatierte zur Leinenweberei: »Derjenige Zweig derselben, in welchem Sachsen nirgend auf der Welt übertroffen wird, die Damaste, erlangte durch seinen Beitritt zum Zollverein einen neuen Aufschwung.« Georg von Viebahn, Königlich Preußischer Regierungspräsident, 1846

Damast-Serviette "Madonna auf der Mondsichel"

Das tiefe Blau des Gewebegrundes macht die zarte Musterung des Damasts deutlich erkennbar. Dafür wurde das Schussgarn mit dem für Leinen gut geeigneten pflanzlichen Wirkstoff Indikan gefärbt, noch aus Thüringer Färberwaid oder bereits aus importiertem Indigo gewonnen. Das Gesamtmotiv des Damasts setzt sich aus vier gleichen, teils gespiegelten Teilen zusammen. Die Kleidung der Gottesmutter und der sie umgebende Blumenschmuck waren um 1780 in Mode. Der Damast dürfte demnach nicht vor dieser Zeit entstanden sein. Die ungesäumten Schnittstellen lassen vermuten, dass das Tuch nie genutzt wurde. Die »Mondsichelmadonna« geht auf die Offenbarung des Johannes zurück. Mit der wachsenden Marienverehrung im Spätmittelalter wird sie ein beliebtes Motiv in der christlichen Kunst. Das Tuch könnte also für eine Nutzung im religiösen Kontext bestimmt gewesen sein.

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