Das Seidengewebe der Kniebundhose ist dem der Weste farblich sehr ähnlich. Innen liegt ein angerautes helles Futtergewebe über der Wattierung. Der weite Schnitt sorgte für Bewegungsfreiheit beim Reiten. Aus diesem Grund sind auch die Hosenbündchen über der Wade nach oben ausgebogt, um die Gefahr der Abschnürung im gebeugten Kniegelenk zu verringern. Die Hosenbeine sind beidseitig durch seidenbezogene Knöpfe zu schließen. Rechts am Bund befindet sich eine Uhrentasche. Vermutlich ist die Hose gemeinsam mit der Weste bis in das 19. Jahrhundert hinein getragen worden. Im Bereich der seitlichen Nähte ist das Obergewebe bis zur Mitte der Oberschenkel abgerieben, was auf die Länge des Obergewandes oder der einst langen Weste hinweist. Der Bund ist in der hinteren Mitte geteilt, ein Gurtband mit Knopfverschluss sorgt für eine schnelle Anpassung des Umfangs. In diesem Bereich sind noch zwei nähtechnische Erweiterungen zu erkennen, durch die der Taillenumfang mit der Zeit von etwa 75 auf 100 Zentimeter anwuchs. Weitere Gewebereserven birgt eingeriehenes Gewebe sowohl am vorderen als auch am hinteren Bund.
In den Jahren 2000 bis 2004 sind einige originale Kleidungsstücke nachgenäht worden, darunter auch dieses Ensemble, wodurch ein Anprobieren möglich wurde. Der Proband, ein Museumsmitarbeiter, ist 1,80 Meter groß. Die Kniebänder mit Sitz oberhalb der Knie ließen sich nur sehr straff schließen, was auf einen feingliedrigen Körper des einstigen Trägers schließen lässt. Die Bundhöhe lag etwas unter der des Probanden, mit der Rückenlänge der Weste zusammen ergibt sich eine Körpergröße von etwa 1,70 Metern.
Das Ensemble kam 1914 aus dem Besitz der Hedwig Freifrau von Zedlitz-Neukirch auf Rittergut Luga als Schenkung in die Sammlung. Dazu gehörten neben Reit- und Jagdgeräten, Haushaltsgegenständen und Lehnsakten mehrere Kleidungsstücke . Sie stammen aus adligem Besitz und sind entweder von den vorhergehenden Besitzern des Herrenhauses oder von den Vorfahren der Überbringerin getragen worden.
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