Das tiefe Blau des Gewebegrundes macht die zarte Musterung des Damasts deutlich erkennbar. Dafür wurde das Schussgarn mit dem für Leinen gut geeigneten pflanzlichen Wirkstoff Indikan gefärbt, noch aus Thüringer Färberwaid oder bereits aus importiertem Indigo gewonnen. Das Gesamtmotiv des Damasts setzt sich aus vier gleichen, teils gespiegelten Teilen zusammen. Die Kleidung der Gottesmutter und der sie umgebende Blumenschmuck waren um 1780 in Mode. Der Damast dürfte demnach nicht vor dieser Zeit entstanden sein. Die ungesäumten Schnittstellen lassen vermuten, dass das Tuch nie genutzt wurde. Die »Mondsichelmadonna« geht auf die Offenbarung des Johannes zurück. Mit der wachsenden Marienverehrung im Spätmittelalter wird sie ein beliebtes Motiv in der christlichen Kunst. Das Tuch könnte also für eine Nutzung im religiösen Kontext bestimmt gewesen sein.
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