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HEIMATWELTEN Zwönitz - Technisches Museum Papiermühle Niederzwönitz Toilettenpapier

Toilettenpapier

Die Objektgruppe umfasst Toilettenpapier unterschiedlicher Ausführung und Zeitstellung, von Einzelblattausführungen mit Wasserzeichen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert über Feldrationen für Soldaten des 2. Weltkrieges bis hin zu modernen mehrlagigen, parfümierten und auf besonderen Komfort ausgerichteten Varianten.

[ 11 Objekte ]

Toilettenpapier - Feldration der U.S. - Army

Das "Waldorf" war ein Toilettenpapier aus dem Sortiment der 1879 in Philadelphia gegründeten Scott Paper Company. Ab 1942 wurde die Notwendigkeit von Toilettenpapier in den Feldrationen der US-Army diskutiert, die Einführung erfolgte 1943. Die C- und K-Rationen (letztere leichter gepackt für die Verwendung durch Luftlandetruppen) enthielten je 12 von einer Papierbanderole umschlossene und enge gefaltete Blätter der Marke "Waldorf". Die Abmessungen der Einzelblätter fielen mit 22,86cm x 12,7cm vergleichsweise großzügig aus.

Reisetoilettenpapier "Dein Reisegefährte"

Mit diskretem rotem Aufdruck versehen und unter dem Namen "Dein Reisegefährte" vertrieben, umschließt die schlichte Verpackung aus Karton 12 Blatt Toilettenpapier aus weißem Krepp. Es bezeugt den großen Abstand zwischen den hygienischen Ansprüchen der ausgehenden 60er Jahre auf der einen und der tatsächlich vorhandenen Infrastruktur auf der anderen Seite. Die Beurteilung, in wie weit sich Anspruch und Verfügbarkeit heute die Waage halten, sei jedem selbst überlassen.

Eine Rolle DDR-Toilettenpapier aus Krepp

Die zum einheitlichen Verkaufspreis von 0,30 Mark erhältliche Rolle aus dünnem, grauem Krepp entstammt der Produktion des VEB Vereinigte Zellstoff- und Papierfabriken Merseburg. Das für DDR-Verhältnisse vergleichsweise weiche Krepp ist von einer schlichten Banderole aus bedrucktem Altpapier umschlossen.

Eine Rolle DDR-Toilettenpapier aus Krepp

Die zum einheitlichen Verkaufspreis von 0,30 Mark erhältliche Rolle aus dünnem, grauem Krepp entstammt der Produktion des VEB Vereinigte Zellstoff- und Papierfabriken Merseburg. Das für DDR-Verhältnisse vergleichsweise weiche Krepp ist von einer schlichten Banderole aus bedrucktem Altpapier umschlossen. Dem Aufdruck zufolge besteht das Papier aus 100% Altpapier.

Zwei Rollen farbiges Toilettenpapier aus Krepp

Das eingefärbte Krepp-Toilettenpapier aus der Produktion des VEB Papierfabriken Heiligenstadt hatte bei DDR-Bürgern ebenso wie bei Besuchern aus dem nichtsozialistischen Ausland einen zweifelhaften Ruf. Für seine unkomfortable Rauheit nahezu legendär, bot das rosa Krepp Anlass für einen bis heute in Ostdeutschland geläufigen und recht derben Witz: „Warum ist das Klopapier in der DDR so rau? Damit auch der letzte Arsch rot wird!“

Toilettenpapier "Dump on Trump"

Der Gestaltung von Toilettenpapier sind kaum mehr Grenzen gesetzt. Die Produktpalette reicht von Klopapier mit Geldscheindruck bis hin zu solchem mit dem Konterfei missliebiger Personen des öffentlichen Lebens. Die vorliegende Packung mit dem vielsagenden Namen "Dump on Trump" enthält eine Rolle bedrucktes Toilettenpapier, das den ehemaligen US-Präsidenten in seinem typischen wütend agitierenden Habitus zeigt. Neu sind derlei gestaltete Toilettenpapierrollen nicht. In der österreichischen Arbeiter-Zeitung von 1930 ist zu lesen, dass „[…] bis zum Toilettenpapier mit dem Hakenkreuz bald alles vorhanden sein wird, was der Jünger des Dritten Reiches für seines Leibes Notdurft braucht, um sein Dasein rein zu verbringen.“ Ob nun tatsächliche Werbemaßnahme oder Witz, Fakt ist, dass das Papier wie auch, im übertragenen Sinne, die durch die Aufdrucke transportierte Ideologie letztlich im Klo heruntergespült werden.

Toilettenpapier "Servus" der Firma Feldmühle

Die Rolle Toilettenpapier aus grauem, perforiertem Krepp wurde in bedrucktes Pergamentersatzpapier eingeschlagen. Auf der Verpackung prangen der Markenname "Servus" und ein Verweis auf die garantierte Blattzahl von 400. Das Servus-Hygiene Krepp entstammt der Produktion des Konzerns "Feldmühle". Das bereits gut vermarktete "Servus" sollte ab 1962 durch ein verbessertes, weicheres, pastellfarbenes und zeitgemäß verpacktes Toilettenpapier mit dem Namen "Adios" ergänzt werden. Der Name "Adios", sinngemäß übersetzt mit "auf Gottes Befehl", sorgte für Entrüstung unter katholischen Geistlichen, weshalb das Produkt unter Verzicht auf den neuen Markennamen fortan als "Servus spezial" vertrieben wurde.

Toilettenpapier der Deutschen Bundesbahn

Die Rolle aus einfachem, grauem, perforiertem Krepp ist von einer Hülse aus dem gleichen Material umschlossen. Im oberen Drittel findet sich in orangen Großbuchstaben der Aufdruck "DEUTSCHE BUNDESBAHN".

2 Packungen Bromo Paper - Einzelblatt-Toilettenpapier mit Wasserzeichen

Unter dem Namen Bromo vermarktete die Diamond Mills Paper Company Ltd. Einzelblatt-Toilettenpapiere. Jedes der sehr dünnen Einzelblätter trägt ein Wasserzeichen, das mal deutlicher, mal kaum leserlich, den Markennamem durchscheinen lässt. Die vergleichsweise zarte und weiche Haptik der zu ca. 400 Stück gebündelten, in Pappschachteln vertriebenen Blätter bescherte dem Unternehmen in relativ kurzer Zeit internationalen Erfolg und die Auszeichnung der Marke auf der Weltausstellung 1878 in Paris. Die gelbe Verpackung zeigt oben die Vor- und Rückseite der Gewinnermedaille der 1878er Weltausstellung. Die Verwendung von Einzelblättern für den Toilettengang war lange Zeit üblich, auch zeitgleich mit dem sich langsam verbreitenden Rollenpapier. Die Packungen wurden in schlichten Halterungen aus Holz neben der Toilette plaziert oder es wurden Blätter entnommen und an Metallhäken aufgehängt. Lange Zeit beschränkte sich die Verwendung dezidierter Toilettenpapiere allerdings auf urbane Gebiete mit Wasserklosetts, für die ein entsprechend kurzlebiges und leicht zu zersetzendes Papier nötig wurde, um Verstopfungen zu vermeiden. Im ländlichen oder kleinstädtischen Kontext und im besonderen auf dem europäischen Festland bildeten Plumpsklo und Zeitungspapier zum Teil noch für Jahrzehnte die Realität des Toilettenganges ab.

Flushed - Toilettenpapier mit Myzelanteil zur Abwasserreinigung

Die Belastung von Abwässern und in weiterer Folge natürlicher Gewässersysteme mit Abbauprodukten von Pharmazeutika, industriellen Altlasten und anderen potentiell schädlichen Stoffen wird zunehmend eine Gefahr, nicht nur für die Natur, sondern auch für die Trinkwasserversorgung des Menschen. Das von Industriedesignerin Sophia Reißenweber entwickelte Toilettenpapier "flushed" kann durch einen im Papier enthaltenen Anteil an Pilzmyzel dazu beitragen der Belastung von Gewässern durch solche Schadstoffeinträge zu begegnen. Die im Papier enthaltenen Pilzkulturen werden im Wasser reaktiviert und metabolisieren chemische und pharmazeutische Rückstände. Im Rahmen einer Abschlussarbeit im Studiengang Industriedesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle entwickelt, wurde das Pilzpapier mit einem Designpreis der Kunststiftung Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.

Gehäkelter Klorollenhut

Die zunehmende Mobilität der Menschen nach dem zweiten Weltkrieg und die mangelnde Verfügbarkeit von hinreichend ausgestatteten öffentlichen Toiletten entlang der Verkehrswege auf der einen und eine gewisse Prüderie in Hinblick auf alles, was mit dem Toilettengang zu tun hat auf der anderen Seite, trieb im Laufe der 60er und 70er Jahre aus heutiger Sicht sehr seltsame gestalterische Blüten. Um die griffbereit auf der Hutablage deponierte Rolle Toilettenpapier und alle Assoziationen, die sie transportiert, nicht den Blicken von Passanten aussetzen zu müssen, entstand die Sitte, in Heimarbeit textile Abdeckungen für selbige herzustellen. Die gestrickten und gehäkelten "Klorollenhüte" konnten in allen denkbaren Formen und Farben daherkommen. Das einzige notwendigerweise verbindende Element dieser eigenwilligen Automobildekoration ergibt sich aus dem Platz, der nötig war um eine Toilettenpapierrolle blicksicher darunter zu verbergen. In diesem Fall bietet der weit ausgestellte Rock eines Puppenkleides, gehäkelt und gestrickt aus grüner und weißer Wolle, den Stauraum, der für die diskrete Unterbringung des Toilettenpapiers benötigt wird. Die Puppe selbst passt perfekt in die Papphülse einer Rolle handeslüblichen Klopapiers und gibt der Konstruktion auf diese Weise den nötigen Halt.

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