Die Personifikation des Sommers als junge Frau steht frontal in schwungvoller Haltung, den Kopf nach rechts gedreht. Die Ähren im linken Arm, zu ihren Füßen und im kecken Strohhut auf dem Kopf unterstreichen die Üppigkeit der Allegorie. Die Sichel im gleichen Arm sowie das Ährenbündel stellen den Bezug zur Ernte her. Langes offenes Haar fällt locker über Schulter und Rücken und ist dem bewegten Gesamtkonzept der Figur verpflichtet. Ihr dünnes Gewand wird mit einer Zierkette über der linken Schulter gehalten und so über der linken Brust gerafft, dass die rechte dabei frei bleibt. Unter den umlaufenden feinen Faltenschwüngen am Oberkörper blitzt stellenweise die gerüschte Kante des Untergewandes hervor. Eine weitere ornamentale Gliederkette diagonal über Bauch und Hüfte hält das von links den Körper umschlingende Gewand. Mit dem herabhängenden ährenumkränzten rechten Arm hält Ceres das drapierte Gewand an der Seite hoch, bevor es seitlich in volutenartigen Falten ausschwingt. Vorwitzig hebt der vor ihren Füßen liegende Amor ihren Rock an, um darunter zu schauen. Ceres oder Demeter als reife Frau dargestellt, reichlich mit den Attributen des Ackerbaus in Form der Ähren und Sichel ausgestattet, gilt auch als Göttin der Erde und steht im Besonderen für die Fruchtbarkeit und das Wachstum des Getreides und innerhalb eines Jahreszeitenzyklus für den Sommer. Für die Darstellung der Ceres lässt sich ein Vorbild im Elfenbeinzyklus von Balthasar Permoser erkennen. Bis auf den variierten Kopfschmuck zeigt die Allegorie des Sommers in Großsedlitz eine seitenverkehrte Wiederholung der Permoserschen Elfenbeinskulptur. Dabei überraschen die sich wiederholenden Details, wie die Ährenbündel im Arm und zu Füßen sowie der vorwitzige Putto, der unter den angehobenen Rock schaut. Stilistische und motivische Bezüge lassen sich ebenfalls zur Personifikation der Einigkeit von Johann Christian Kirchner in Joachimstein herstellen. Auffallend ähnlich zur Figur in Joachimstein ist hierbei die Gestaltung des Oberkörpers mit der diagonalen Kette, die die zarten Falten des Tuches hält und die darunter hervorblitzende gerüschte Saumkante. Weitere Übereinstimmungen lassen sich im Standmotiv, dem seitlich angeordnetem Putto und den malerisch drapierten Faltenbündeln erkennen. Kirchner wird hier als der ausführende Bildhauer angenommen.
Diese Skulptur gehört zum Zyklus der vier Jahreszeiten im barocke Garten, (Gartengrundriss, Nr. 21).
Zunächst als Landsitz erbaut, kam das Areal 1723 in den Besitz August des Starken. Er ließ es zu einer bedeutenden Anlage nach Versailler Vorbild mit terrassenartiger Struktur, Parterren, Orangerien und Wasserspielen ausbauen und feierte hier große Feste. Zerstört, verfallen und seit 1992 behutsam restauriert ist sie heute wieder als Gartenanlage erlebbar.
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