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Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Barockgarten Großsedlitz Allegorien der Jahreszeiten

Allegorien der Jahreszeiten

Personifikationen der Jahreszeiten sind übliche Motive für Skulpturenensembles in barocken Gärten. Im Barockgarten Großsedlitz begegnet man dem Frühling als junge, in ihrer Schönheit erblühende junge Frau, den Sommer als reifere, kecke, ihrer Schönheit bewussten Frau, den Herbst als genießenden Bacchus und den fröstelnden Winter, welcher als alter Mann, der Kälte nackt unter einem Fell ausharrend, die Gruppe beschließt. Diese Skulpturengruppe gehört zu den anmutigsten und qualitätvollsten der sächsischen Bildhauerkunst im 18. Jahrhundert.

[ 4 Objekte ]

Herbst (Original)

Nackt, in einer außergewöhnlich dynamisch gestreckten und gleichzeitig verdrehten Haltung steht die Figur des Bacchus dem Betrachter gegenüber. Das Fell einer Raubkatze ist locker und schwungvoll um den Männerkörper drapiert. Ungewöhnliches Detail sind hierbei die an den Enden des Fells befindlichen Tatzen mit den teils abstehenden Knochenenden. Während sich Bacchus mit dem nach unten gestreckten rechten Arm auf einem Baumstumpf abstützt, hält er den linken Arm hoch über seinen nach rechts gedrehten Kopf. Aus der erhobenen Hand hängt ein dickes Traubenbündel herab, dass er mit dem geöffneten Mund zu erreichen sucht. Ein üppiger Trauben-Weinlaub-Kranz ziert auch seinen Kopf. Zwischen seinen weit auseinanderstehenden gestreckten Beinen liegt diagonal mit dem Rücken auf der Plinthe ein kleiner Pan, die Bocksbeine strampelnd nach oben gestreckt. Seine Flöte ist seitlich abgelegt, da er neckend versucht, das Tuch herabzuziehen, das die Lenden des Bacchus bedeckt. Die Gesichtszüge des Mannes mit dem Kinnbart und den kleinen Hörnern über der Stirn sowie die spitzen Ohren vervollständigen das Bild des Weingottes. Mit den Trauben und dem bocksbeinigen kleinen Begleiter ausgestattet, handelt es sich hier um Bacchus/Dionysos der innerhalb eines Jahreszeitenzyklus die Allegorie des Herbstes verkörpert. An der Skulptur fällt besonders die pyramidale Komposition, die sich nach oben schraubenförmig verdreht, auf. Die Haltung, die lebendig muskulöse Körperdurchbildung, die markanten Gesichtszüge und die naturalistischen Details, wie die Baumringe am oberen Ende des Stumpfes, betonen die Eigenwilligkeit der Darstellung und belegen einmal mehr die ideelle Verwandtschaft zu Permosers Bacchanten am Dresdner Zwinger oder dem Vorbild in Elfenbein. Die außergewöhnliche Komposition und die phantasievollen Details verweisen auf Johann Christian Kirchner als ausführenden Künstler. Diese Skulptur gehört zum Zyklus der vier Jahreszeiten im barocke Garten, (Gartengrundriss, Nr. 22). Zunächst als Landsitz erbaut, kam das Areal 1723 in den Besitz August des Starken. Er ließ es zu einer bedeutenden Anlage nach Versailler Vorbild mit terrassenartiger Struktur, Parterren, Orangerien und Wasserspielen ausbauen und feierte hier große Feste. Zerstört, verfallen und seit 1992 behutsam restauriert, ist sie heute wieder als Gartenanlage erlebbar.

Sommer / Ceres (Original)

Die Personifikation des Sommers als junge Frau steht frontal in schwungvoller Haltung, den Kopf nach rechts gedreht. Die Ähren im linken Arm, zu ihren Füßen und im kecken Strohhut auf dem Kopf unterstreichen die Üppigkeit der Allegorie. Die Sichel im gleichen Arm sowie das Ährenbündel stellen den Bezug zur Ernte her. Langes offenes Haar fällt locker über Schulter und Rücken und ist dem bewegten Gesamtkonzept der Figur verpflichtet. Ihr dünnes Gewand wird mit einer Zierkette über der linken Schulter gehalten und so über der linken Brust gerafft, dass die rechte dabei frei bleibt. Unter den umlaufenden feinen Faltenschwüngen am Oberkörper blitzt stellenweise die gerüschte Kante des Untergewandes hervor. Eine weitere ornamentale Gliederkette diagonal über Bauch und Hüfte hält das von links den Körper umschlingende Gewand. Mit dem herabhängenden ährenumkränzten rechten Arm hält Ceres das drapierte Gewand an der Seite hoch, bevor es seitlich in volutenartigen Falten ausschwingt. Vorwitzig hebt der vor ihren Füßen liegende Amor ihren Rock an, um darunter zu schauen. Ceres oder Demeter als reife Frau dargestellt, reichlich mit den Attributen des Ackerbaus in Form der Ähren und Sichel ausgestattet, gilt auch als Göttin der Erde und steht im Besonderen für die Fruchtbarkeit und das Wachstum des Getreides und innerhalb eines Jahreszeitenzyklus für den Sommer. Für die Darstellung der Ceres lässt sich ein Vorbild im Elfenbeinzyklus von Balthasar Permoser erkennen. Bis auf den variierten Kopfschmuck zeigt die Allegorie des Sommers in Großsedlitz eine seitenverkehrte Wiederholung der Permoserschen Elfenbeinskulptur. Dabei überraschen die sich wiederholenden Details, wie die Ährenbündel im Arm und zu Füßen sowie der vorwitzige Putto, der unter den angehobenen Rock schaut. Stilistische und motivische Bezüge lassen sich ebenfalls zur Personifikation der Einigkeit von Johann Christian Kirchner in Joachimstein herstellen. Auffallend ähnlich zur Figur in Joachimstein ist hierbei die Gestaltung des Oberkörpers mit der diagonalen Kette, die die zarten Falten des Tuches hält und die darunter hervorblitzende gerüschte Saumkante. Weitere Übereinstimmungen lassen sich im Standmotiv, dem seitlich angeordnetem Putto und den malerisch drapierten Faltenbündeln erkennen. Kirchner wird hier als der ausführende Bildhauer angenommen. Diese Skulptur gehört zum Zyklus der vier Jahreszeiten im barocke Garten, (Gartengrundriss, Nr. 21). Zunächst als Landsitz erbaut, kam das Areal 1723 in den Besitz August des Starken. Er ließ es zu einer bedeutenden Anlage nach Versailler Vorbild mit terrassenartiger Struktur, Parterren, Orangerien und Wasserspielen ausbauen und feierte hier große Feste. Zerstört, verfallen und seit 1992 behutsam restauriert ist sie heute wieder als Gartenanlage erlebbar.

Frühling / Flora (Original)

Für die Personifikation des Frühlings wird häufig der Typus einer jungen und in ihrer Schönheit "erblühenden" Frau gewählt, so auch hier. Sie hat ihren Oberkörper schwungvoll nach rechts gewandt und hält mit der Rechten das dünne und hoch unter der Brust gegürtete Gewand, das von der rechten Brust schon herabgeglitten zu sein scheint. Durch die Doppelgürtung − die zweite befindet sich in Hüfthöhe − wird die schmale Taille beinahe mit einer erotischen Konnotation betont. Das Spielbein (rechts) tritt keck aus dem bewegten langen und gefibelten Gewand hervor, aufwendig gestaltete Blüten finden sich im Kopfschmuck, im Kranz, den sie in ihrer Linken vor dem Körper hält und auch in der Girlande, die ihr von dem ihr links zu Füßen sich emporreckenden Putto gereicht wird. Die Lebendigkeit des Grundmotivs setzt sich organisch in der bewegten Gestaltung des Gewandes fort. Diese Skulptur gehört zum Zyklus der vier Jahreszeiten im barocke Garten, (Gartengrundriss, Nr. 18). Zunächst als Landsitz erbaut, kam das Areal 1723 in den Besitz August des Starken. Er ließ es zu einer bedeutenden Anlage nach Versailler Vorbild mit terrassenartiger Struktur, Parterren, Orangerien und Wasserspielen ausbauen und feierte hier große Feste. Zerstört, verfallen und seit 1992 behutsam restauriert ist sie heute wieder als Gartenanlage erlebbar.

Winter (Original)

Der Winter ist als alter bärtiger Mann dargestellt, der seinen sehnigen Körper fröstelnd und wärmebedürftig in ein Schaffell hüllt. Seine Rechte hält er über ein wärmendes Feuer, das ihm von einem Putto in einer Schale mit glühenden Kohlestücken gereicht wird, aus der einige Flammen züngeln. Mit dem Spielbein (links) stützt er sich an einen Baumstumpf, an dem sich Eiszapfen gebildet haben. Sehr charismatisch, durch die Kälte gezeichnet ist der Kopf des Alten gebildet, gerahmt durch einen längeren Bart. Unterhalb der in Falten gelegten hohen Stirn sind die Augen tief eingeschrieben, der Blick nach oben gerichtet wogegen die kräftige Nase energisch hervortritt. Der Alte, auch als Endstufe des Menschenalters charakterisiert, verkörpert die Zeit, die zu Ende geht. Diese Skulptur gehört zum Zyklus der vier Jahreszeiten im barocke Garten, (Gartengrundriss, Nr. 17). Zunächst als Landsitz erbaut, kam das Areal 1723 in den Besitz August des Starken. Er ließ es zu einer bedeutenden Anlage nach Versailler Vorbild mit terrassenartiger Struktur, Parterren, Orangerien und Wasserspielen ausbauen und feierte hier große Feste. Zerstört, verfallen und seit 1992 behutsam restauriert ist sie heute wieder als Gartenanlage erlebbar.

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