Das berühmte Vorbild Apoll und Daphne von Lorenzo Bernini wird auch im Reigen der mythologischen Paare in Großsedlitz zitiert. Gleich dem römischen Original verfolgt Apoll Daphne von rechts und Daphne nach links flüchtend verwandelt sich der Geschichte zufolge in einen Lorbeerbaum. Die halbnackten Figuren sind nur knapp mit faltenreichen Tüchern bedeckt: Apolls Tuch hängt über der linken Schulter den Rücken diagonal bedeckend und ist um die Hüfte rechts nach vorn geschlungen. Daphne wird locker von einem Tuch über der linken Schulter und knapp über den Rücken bedeckt. Zwischen ihren Beinen und an ihrer Rückseite wächst Baumrinde empor. Rundliche glatte Gesichter mit klassischer Stirn-Nasen-Partie werden von wulstig breiten Haarsträhnen, die nach hinten geweht sind, eingerahmt.
Die Darstellung entspricht der Geschichte im Ovid. Der spottende Apollo wird von Amor bestraft, indem er ihn in heißeste Liebe zu Daphne entflammen lässt und zeitgleich dieser Nymphe die göttlichen Pfeile sendet, die die Liebe verscheuchen. Je mehr Apollo wirbt, um so spröder reagiert die schöne Tochter des Flussgottes Peneus. Sie fleht die Götter um Beistand an, von diesen erhört und verwandelt: das Haar zu Laub, die Arme zu Ästen und das Bein noch im Lauf nach hinten zur Wurzel.
Diese Skulpturen gehören zu einer Gruppe von acht mythologischen Paaren, die im Barockgarten Großsedlitz am unteren Becken der Waldkaskade stehen (Gartengrundriss, Nr. 36). An dieser Gruppe hinterließ die Zeit durch Zerstörung oder Verwitterung ihre Spuren, so fehlen einzelne Partien und Altergänzungen sind wieder restaurierungsbedürftig.
Zunächst als Landsitz erbaut, kam das Areal des Barockgartens Großsedlitz 1723 in den Besitz August des Starken. Er ließ es zu einer bedeutenden Anlage nach Versailler Vorbild mit terrassenartiger Struktur, Parterres, Orangerien und Wasserspielen ausbauen und feierte hier große Feste. Zerstört, verfallen und seit 1992 behutsam restauriert ist sie heute wieder als Gartenanlage erlebbar.
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